Definition
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
Die Gruppe der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen umfasst eine heterogene Gruppe von Störungsbildern, die sich in frühester Kindheit entwickeln, bis ins Erwachsenenalter fortbestehen und sich durch eine grundlegende Beeinträchtigung der Kommunikationsfähigkeit und sozialen Interaktion sowie eingeschränkte, stereotype, repetitive Verhaltensmuster/Aktivitäten auszeichnen.
Zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zählen nach ICD-10 u.a. folgende Krankheitsbilder:
atypischer Autismus: kann diagnostiziert werden, wenn ≥ 1 diagnostisches Kriterium für den frühkindlichen Autismus nicht erfüllt ist (z.B. Krankheitsbeginn nach dem 3. Lebensjahr, nicht alle psychopathologischen Symptome ausgeprägt).
Dementia infantilis (andere desintegrative Störung des Kindesalters)
überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien: zeichnen sich durch eine schwere Intelligenzminderung (IQ < 35), ausgeprägte Hyperaktivität und stereotypen Verhaltensmustern aus.
Eine Intelligenzminderung ist eine angeborene oder frühzeitig erworbene umfassende Störung der altersgerechten kognitiven Entwicklung sowie der intellektuellen und sozial-adaptiven Fähigkeiten.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist nach ICD-11 gekennzeichnet durch ein anhaltendes (≥ 6 Monate) Muster von Unaufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität und impulsivem Verhalten, das in der Kindheit (vor dem 12. Lebensjahr) beginnt und mit einer funktionellen Beeinträchtigung verschiedener Lebensbereiche (schulisch, beruflich, sozial) einhergeht.
Zur Gruppe der Angststörungen gehören heterogene psychische Erkrankungen, denen ein intensives Angsterleben gemeinsam ist. Für die Intensität dieses Gefühls besteht jedoch kein rechtfertigender und realer Auslöser. Die Angst geht mit vegetativen Begleitsymptomen und einem Vermeidungsverhalten der Betroffenen einher.
Das Tourette-Syndrom ist charakterisiert durch das Vorhandensein multipler motorischer Tics und eines oder mehrerer multipler vokaler Tics, nicht notwendigerweise gleichzeitig, mit explosiven repetitiven Vokalisationen, z. B. Räuspern, Grunzen und Gebrauch von obszönen Wörtern oder Phrasen.
Bei einer Zwangsstörung drängen sich den Patienten – gegen ihren inneren Widerstand – immer wieder bestimmte Vorstellungen, Denkinhalte und/oder Handlungsimpulse auf, die als dem eigenen Ich zugehörig erkannt, aber als unangenehm, unsinnig und Ich-fremd empfunden werden. Der Versuch, sie zu unterdrücken, löst Angst aus.
Kennzeichnend für eine depressive Episode sind eine depressive Grundstimmung und/oder ein Interessenverlust, die über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen fast täglich auftreten.