Synonym: Muskelhypertonie
Definition
Muskuläre Hypertonie
Bei muskulärer Hypertonie besteht ein erhöhter Ruhetonus der Muskulatur.
Mögliche Diagnosen
Eine muskuläre Hypertonie findet sich überwiegend bei zentralmotorischen Erkrankungen:
Spastik (siehe unten)
Rigor
Tetanus und Tetanie
infantile Zerebralparese (ICP)
Morbus Wilson
Meningismus.
Auch ein (peripherer) muskulärer Hartspann kann so stark ausgeprägt, dass man von einer muskulären Hypertonie spricht.
Differenzialdiagnose Paratonie
Bei einer Paratonie ist der Muskeltonus nur scheinbar erhöht. Ursachen sind „Gegenhalten“ und „Mitgehen“, v.a. im Rahmen von Frontalhirnläsionen:
Gegenhalten: aktiver Widerstand bei passiven Untersuchungen (verminderte Entspannung der Muskulatur); oft bei frontaler Funktionsstörung, Demenzpatienten
: aktive Unterstützung der passiven Untersuchungsbewegungen durch den Patienten, häufig motorisches Perseverieren (Fortsetzen der Bewegung); bei frontalen Funktionsstörungen.
Erhöhter Muskeltonus der axialen Muskulatur und der Extremitäten infolge einer Störung des extrapyramidalmotorischen Systems.
Tetanus ist eine durch das Bakterium Clostridium tetani hervorgerufene Infektionskrankheit, die zu charakteristischen Muskelverkrampfungen und Lähmungen führt und häufig tödlich endet.
Als Meningismus bezeichnet man eine Überempfindlichkeit der Meningen gegen Dehnung, die zu Schmerzen und/oder reflektorischer Anspannung der Nackenmuskulatur („Nackensteife“) führt.
Als zerebrale Ischämie bezeichnet man eine kritische Minderperfusion von Hirnabschnitten, die abhängig von Schwere, Ausmaß und Lokalisation zu einem Gewebeuntergang und neurologischen Defiziten führt.
Bei Hyperreflexie (gesteigerten Reflexen) liegt eine pathologisch erhöhte Reflexantwort mit vergrößerter Reflexzone vor.
Das Prader-Willi-Syndrom ist eine seltene genetische Erkrankung mit schwerer Muskelhypotonie im Säuglingsalter, beginnender Hyperphagie und Adipositas im Kleinkindalter sowie Kleinwuchs, verzögerte psychomotorische Entwicklung und Verhaltensauffälligkeiten.
Bei der Hypothyreose handelt es sich um eine Unterversorgung des Körpers mit den Schilddrüsenhormonen T3 und T4.
Die Ahornsirupkrankheit wird durch einen erblichen Enzymdefekt, bei dem der Abbau verzweigtkettiger Aminosäuren gestört ist, verursacht. Die sich anreichernden Metabolite verursachen neurologische Schäden und führen zu Hypoglykämie und Ketoazidose.
Die Phenylketonurie ist eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung des Eiweißstoffwechsels, der eine Störung der Phenylalaninhydroxylase zugrunde liegt, die unbehandelt zu schwerer mentaler Retardierung, Epilepsie und Gangataxie führt.
Erniedrigte Kalium-Konzentration im Blut. Von Hypokaliämie spricht man bei einem Serumkalium < 3,6 mmol/l.
Erhöhter Gesamt-Calcium-Spiegel im Serum. Von Hyperkalzämie spricht man bei einem Serumkalzium > 2,7 mmol/l bzw. ionisiertem Kalzium > 1,3 mmol/l.
Der Ballismus ist eine extrapyramidal-motorische Störung mit akut einsetzenden, häufig einseitigen Hyperkinesien (Hemiballismus) mit schleudernden Bewegungen der proximalen Extremitätenmuskulatur. Ursächlich sind Läsionen des Nucleus subthalamicus bzw. seiner Bahnen zum Thalamus, Striatum oder Pallidum.
Bei Querschnittsyndromen ist ein Teil oder der gesamte Rückenmarksquerschnitt geschädigt, woraus Paresen resultieren.
Myositiden sind entzündliche Muskelerkrankungen autoimmuner, infektiöser und sekundärer Genese (bei Systemerkrankungen).
Die metabolischen Myopathien stellen eine heterogene Gruppe von Erkrankungen mit Störungen im Energiestoffwechsel (Kohlenhydrat-, Lipid-, Mitochondrien-Stoffwechsel) dar, bei denen belastungsabhängige Paresen, Myalgien, Muskelkrämpfe sowie eine Rhabdomyolyse auftreten können.
Muskeldystrophien sind eine Gruppe hereditärer, progressiver, primär degenerativer Myopathien mit Kaliberschwankungen der Muskelfasern, zentralständigen Kernen sowie vermehrtem Bindegewebe in der Biopsie. Klinisch sind sie vor allem durch Muskelschwäche und -atrophie gekennzeichnet.
Die Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung mit belastungsabhängiger Skelettmuskelschwäche durch eine Autoantikörper-bedingte Blockierung und Zerstörung postsynaptischer nikotinerger Acetylcholinrezeptoren der neuromuskulären Endplatte.
Die Chorea Huntington ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung, die zu einer generalisierten Hirnatrophie, charakteristischen Hyperkinesien und Demenz führt.
Der Ballismus ist eine extrapyramidal-motorische Störung mit akut einsetzenden, häufig einseitigen Hyperkinesien (Hemiballismus) mit schleudernden Bewegungen der proximalen Extremitätenmuskulatur. Ursächlich sind Läsionen des Nucleus subthalamicus bzw. seiner Bahnen zum Thalamus, Striatum oder Pallidum.
Die Athetose ist eine Bewegungsstörung mit wurmartigen, bizarr geschraubten Hyperkinesien der Hände und Füße, die teilweise zu extremen Hyperextensions- bzw. Subluxationsstellungen der Gelenke führen. Ursächlich sind ein- (Hemiathetose) oder beidseitige Schädigungen (Athetose double) von Pallidum und/oder Striatum. Eine Athetose ist häufig von einer dystonen Hyperkinesie schwer abgrenzbar. Sie kann somit auch als eine periphere Form einer Dystonie angesehen werden.