Makroskopische Harnbeurteilung
Die Urinmenge trägt wesentlich zur Wasserbilanz des Körpers bei. Bei einer Tagesausscheidung von mehr als 2,5 l spricht man von Polyurie
Bei der makroskopischen Beurteilung des Urins spielen Verfärbung und Trübung des Urins eine Rolle (siehe Tabelle):
Gesunde: klar, strohgelb
heller Urin: bei starker Diurese
dunkler Urin: z.B. bei Dehydratation
(starke Harnkonzentrierung)rötlicher Urin: bei Hämaturie
, Hämoglobinurie (hämolytisch-urämisches Syndrom), Myoglobinurie (Crush-Syndrom), Porphyrie , Genuss von Roter Bete, ferner medikamenteninduziert (Rifampicin) bierbrauner Urin: bei direkter Bilirubinämie oder Porphyrinurie
trüber Urin: bei schwerer Leukozyturie bzw. Pyurie, Fetttröpfchen (Lipidurie), Lymphe (Chylurie), Calciumphosphat im alkalischen Urin (Phosphaturie), amorphe Natriumurate im sauren Urin (Uraturie), beim längeren Stehenlassen und bei der Aufbewahrung im Kühlschrank (ohne pathologischen Befund).
Unter einer Polyurie versteht man eine massiv gesteigerte Harnausscheidung (beim Erwachsenen > 2,5–3 l/d). Eine Polyurie geht mit einem gesteigerten Durstgefühl und vermehrtem Trinken (Polydipsie) einher.
Unter einer Oligurie versteht man die Reduktion des Urinvolumens auf weniger als 500 ml/d.
Eine Anurie ist eine Reduktion des Urinvolumens auf weniger als 100 ml/d.
Unter Dehydratation versteht man verminderte Flüssigkeit im Extrazellulärraum.
Eine Hämaturie ist eine Erhöhung der Erythrozytenausscheidung im Harn über die Norm. Sind die Erythrozyten nur mikroskopisch zu erkennen (>2 Erys/Gesichtsfeld bei 400-facher Vergrößerung), liegt eine Mikrohämaturie vor. Von einer Makrohämaturie spricht man, wenn das Blut im Harn mit bloßem Auge sichtbar ist.
Porphyrien sind hereditäre oder erworbene Enzymfunktionsstörungen, bei denen sich Zwischenprodukte der Häm-Synthese (Porphyrine) anhäufen, die sich in verschiedenen Organen (v.a. Haut, Leber, Knochenmark) ablagern und dort zu einer Zellschädigung führen. Je nachdem, in welchem Organ die Hämsynthesestörung lokalisiert ist, unterscheidet man zwischen erythropoetischen und hepatischen Porphyrien.
Unter einer Leukozyturie versteht man die pathologische Vermehrung der Leukozyten im Urin auf über 10 Leukozyten/μl Urin.
Als Harnwegsinfektion (HWI) wird die Erregerinvasion, -adhäsion und -vermehrung im Urogenitalsystem mit meist symptomatischer Infektion bezeichnet.
Unter Fieber versteht man eine Erhöhung der Körperkerntemperatur auf Werte > 38,0°C, die durch eine veränderte hypothalamische Wärmeregulation hervorgerufen wird (Sollwertverstellung). Bei einer Temperatur von 37,1–37,9°C spricht man von subfebrilen Temperaturen.
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen absoluten (Typ 1) oder relativen (Typ 2) Mangel an Insulin
Unter einer Glukosurie versteht man die Ausscheidung von Glukose mit dem Urin.
Das multiple Myelom ist ein aggressives B-Zell-Lymphom mit monoklonaler Vermehrung von maligne transformierten Plasmazellen im Knochenmark. Diese sezernieren unkontrolliert große Mengen an Paraproteinen, also monoklonale Immunglobuline oder nur deren Leichtketten.
Die Zystitis ist eine meist auf die Schleimhaut begrenzte Entzündung der Harnblase unterschiedlicher Ursache.
Als Cholestase bezeichnet man jede Störung der Gallebildung, der Gallesekretion oder des Galleabflusses. Durch die unterschiedlichen Ursachen kommt es zu einer verminderten Ausscheidung von Bilirubin, Gallensäuren und anderen Gallenbestandteilen über den Darm mit konsekutivem Übergang der Substanzen in die Blutbahn und Ausscheidung über den Urin.
Die Leberzirrhose ist das irreversible Endstadium verschiedener chronisch-progredient verlaufender Lebererkrankungen.