Diagnostik
Ein pathologisches Gangbild kann schon nach dem ersten Eindruck eine Verdachtsdiagnose liefern („Blickdiagnose“). Die detaillierte Untersuchung findest du im Modul Untersuchung der Koordination.
„Normal“ ist ein sicherer, flüssiger Gang mit deutlicher und seitengleicher Mitbewegung der Arme.
Mögliche Diagnosen
Gangstörungen können sowohl bei zentralen als auch bei peripheren Läsionen auftreten.
Zentrale Gangstörungen
Art der Gangstörung | Gangbild | weitere Befunde | Ursache |
spastischer Gang (allgemein) |
| Spitzfußstellung der Füße | beidseitige Läsionen des 1. Motoneurons oder seiner Axone (siehe auch Spastik) |
| Beine am Boden haftend |
Bei Querschnittsyndromen liegt eine Schädigung eines Teil oder des gesamten Rückenmarksquerschnitts vor, woraus je nach Höhe und Ausmaß der Läsion Lähmungen sowie Störungen der Sensibilität und autonomer Funktionen resultieren.
Bei Hyperreflexie (gesteigerten Reflexen) liegt eine pathologisch erhöhte Reflexantwort mit vergrößerter Reflexzone vor.
Beim Babinski-Reflex kommt es durch Bestreichen der lateralen Fußsohle von der Ferse zu den Zehen mit einem spitzen Gegenstand zu einer tonischen Dorsalextension der Großzehe bei Plantarflexion der anderen Zehen. Er gehört zu den Pyramidenbahnzeichen.
Bei einem Hirninfarkt kommt es plötzlich („schlagartig“) zu einem ischämiebedingten neurologischen Defizit, für das sich ein bildgebendes Korrelat findet oder das sich innerhalb von 24 Stunden nicht (oder nur teilweise) zurückbildet.
Als Nystagmus bezeichnet man unwillkürliche, periodisch-rhythmische Augenbewegungen.
Der Romberg-Versuch dient der Untersuchung von Gleichgewicht und Standsicherheit.
-
"Romberg positiv": Zunahme einer Standunsicherheit oder Fallneigung bei geschlossenen Augen
-
"Romberg negativ": Standunsicherheit oder Fallneigung auch bei geöffneten Augen.
Der Normaldruckhydrozephalus ist ein kommunizierender Hydrozephalus mit Dilatation der Ventrikel durch Störung der Liquordynamik. Die typische Klinik („Hakim-Trias“) besteht aus einer Gangstörung, Demenz und Harninkontinenz.
Die Hüftdysplasie stellt eine Reifungsstörung des Hüftgelenks dar, bei der das Pfannendach abgeflacht und der Pfannendachwinkel steil ist. Dadurch ist der Femurkopf unzureichend durch das Azetabulum überdacht. Diese Fehlstellung führt zu einer Hüftinstabilität, wodurch es zu einer Dislokation bis hin zur Luxation des Hüftkopfes kommen kann.
Die Hüftgelenkluxation bezeichnet eine vollständige Dislokation des Hüftkopfes aus seiner Pfanne.
Ursache ist bei Kindern eher eine angeborene ausgeprägte Hüftdysplasie. Bei Erwachsenen sind Hüftgelenkluxationen sehr selten und zumeist traumatisch bedingt.
Muskeldystrophien sind eine Gruppe hereditärer, progressiver, primär degenerativer Myopathien mit Kaliberschwankungen der Muskelfasern, zentralständigen Kernen sowie vermehrtem Bindegewebe in der Biopsie. Klinisch sind sie vor allem durch Muskelschwäche und -atrophie gekennzeichnet.
Spinale Muskelatrophien sind überwiegend hereditäre Motoneuronerkrankungen mit Degeneration motorischer Vorderhornzellen und je nach Verlaufsform auch bulbärer motorischer Hirnnervenkerne (Erkrankung des 2. Motoneurons).