Definition
Exanthem
Exanthem bezeichnet das plötzliche und gleichzeitige Auftreten von meist monomorphen (gleichartigen) Hautveränderungen, die sich rasch über den Körper ausbreiten. Bei Schleimhautbeteiligung spricht man von Enanthem.
Ätiologie
Man unterscheidet infektiöse von allergischen, pseudoallergischen, autoimmunologischen und idiopathischen Exanthemen.
infektiös:
parainfektiös: z.B. Gianotti-Crosti-Syndrom, das nach Infektionen u. a. mit EBV, Hepatitis-B-Viren, Coxsackie-Viren oder CMV auftritt
: z.B. Arzneimittelexantheme (meist Antibiotika, gefolgt von , und ), Urtikaria
Exanthemische Viruskrankheiten sind generalisierte Hautausschläge, die entweder durch den direkten Viruseffekt entstehen (infektiöse Exantheme) oder als parainfektiöse Reaktion die Virusinfektion begleiten (parainfektiöse Exantheme).
Röteln sind eine weltweit verbreitete, exanthematische Viruskrankheit mit Lymphadenopathie, die postnatal regelhaft mild verläuft, aber bei pränataler Infektion eine schwere Embryopathie auslösen kann.
Ringelröteln ist eine Infektionskrankheit, ausgelöst durch das Parvovirus B19, mit charakteristischem Exanthem des Gesichts, des Körperstamms und der Extremitäten.
Die Masern sind eine hoch kontagiöse, weltweit verbreitete, akute Erkrankung durch das Masernvirus, mit einer relativ konstanten Inkubationszeit von 8–12 Tagen, einem typischen Prodromalstadium und generalisiertem Exanthem.
Die Varizellen sind eine akute, hoch ansteckende Infektion durch das Varizella-Zoster-Virus mit generalisiertem, schubweise auftretendem, vesikulärem Exanthem. Das Virus persistiert in den Ganglienzellen und kann reaktiviert werden und mit gruppierten Bläschen in einem oder mehreren Dermatomen einen Herpes zoster verursachen.
Das Exanthema subitum ist eine Infektion mit dem humanen Herpesvirus 6 oder 7, bei welcher nach einer 3-tägigen hochfebrilen Phase ein makulopapulöses Exanthem am Stamm auftritt.
Scharlach ist eine Infektion durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes), die pyrogene Exotoxine produzieren. Charakteristisch treten eine Tonsillopharyngitis und ein generalisiertes makulopapulöses Exanthem auf.
Arzneimittelexantheme sind unerwünschte Arzneimittelreaktionen in Form von exanthematischen Haut- und Schleimhautveränderungen. Das klinische Bild ist sehr vielgestaltig.
Die Urtikaria ist eine heterogene Gruppe von Erkrankungen mit Ausbildung von Urticae (Quaddeln), Erythem und Juckreiz. Charakteristisch ist die Flüchtigkeit der Urticae (Bestanddauer bis 24 h).
Blasenbildende Autoimmunerkrankungen sind seltene, teilweise schwer verlaufende Erkrankungen der Haut, die klinisch durch das Auftreten von Blasen und Erosionen gekennzeichnet sind. Bei einigen Erkrankungen kommt es auch zu einer Beteiligung der angrenzenden Schleimhäute (v.a. Mundschleimhaut), wobei diese auch überwiegend betroffen sein können.
Der Lichen ruber planus ist eine chronisch-rezidivierende Erkrankung von Haut und Schleimhaut mit polygonalen Papeln, Wickham-Streifung und Juckreiz.
Die Pityriasis rosea ist eine akute, exanthemische Dermatose mit stammbetonten erythrosquamösen Plaques und selbstlimitierendem Verlauf.
Die Pityriasis lichenoides ist eine papulöse, exanthemartig auftretende Hauterkrankung unbekannter Ätiologie. Nach dem Verlauf unterscheidet man zwei Formen, die sich auch überlappen können: die akute Form Pityriasis lichenoides et varioliformis acuta (PLEVA) und die chronische Form Pityriasis lichenoides chronica (PLC).
Das nummuläre Ekzem ist ein durch exsudative, münzartige (nummuläre) Läsionen gekennzeichnetes Ekzem mit chronischem oder chronisch-rezidivierendem Verlauf und hoher Therapieresistenz.
Die Sarkoidose ist eine Multisystemerkrankung unklarer Ursache, bei der epitheloidzellige, nicht verkäsende Granulome entstehen. Sie können in jedem Organ auftreten, in ca. 90% d. F. sind die Lunge sowie die Hiluslymphknoten betroffen.
Mollusca contagiosa sind v.a. bei Kindern auftretende, knötchenförmige Hautveränderungen, die durch das hochkontagiöse Molluscum-contagiosum-Virus verursacht werden.
Die Follikulitis ist eine Infektion des oberflächlichen Anteils des Haarfollikels (superfizielle Follikulitis, Ostiofollikulitis).
Herpes zoster ist eine Erkrankung, die vor allem bei eingeschränkter Immunabwehr auftritt. Sie wird durch Reaktivierung von Herpes-zoster-Viren verursacht, die nach der Primärinfektion (Varizellen) intrazellulär persistierten.
Die Dermatitis herpetiformis Duhring (DhD) ist eine seltene, stark juckende blasenbildende Autoimmunerkrankung mit subepidermaler Spaltbildung. Es besteht eine Assoziation mit der glutensensitiven Enteropathie.
Der Pemphigus vulgaris ist eine seltene, aber schwere, blasenbildende Autoimmunerkrankung der Haut und Schleimhaut mit intraepidermaler Spaltbildung als Folge von Autoantikörpern gegen Desmoglein 3 und 1.
Das bullöse Pemphigoid ist eine blasenbildende Autoimmunerkrankung der Haut und selten auch der Schleimhäute mit subepidermaler Spaltbildung als Folge von Autoantikörpern gegen BPAg1 und BPAg2.