Klinische Bedeutung
Hauterkrankungen im Kindesalter können angeboren oder erworben sein. Das Spektrum umfasst grundsätzlich die gleichen Hauterkrankungen wie im Erwachsenenalter (Ekzeme, Infektionskrankheiten, entzündliche Erkrankungen, Tumoren etc.). Oftmals gibt es aber bei gleichem Krankheitsbild wesentliche Unterschiede, z.B. bezüglich der Häufigkeit, des klinischen Erscheinungsbildes, der Symptomatik oder der Lokalisation. Zudem sind die Maßnahmen der Erwachsenentherapie oft nicht auf Kinder übertragbar, da es beim Kind (v.a. bei Neugeborenen und Säuglingen) hautphysiologische Besonderheiten gibt oder manche Medikamente nicht für Kinder zugelassen sind.
Ekzeme
Das atopische Ekzem ist eine nichtinfektiöse, chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die zum Formenkreis der atopischen Erkrankungen zählt und Folge einer anlagebedingten Überempfindlichkeit der Haut ist. Die Hautläsionen sind je nach Alter und Akuität unterschiedlich ausgeprägt und gehen meist mit starkem Juckreiz einher.
Das seborrhoische Ekzem ist ein chronisch-rezidivierendes Ekzem mit schuppenden Erythemen in den seborrhoischen Hautarealen, d.h. in Regionen mit hoher Talgdrüsendichte (Gesicht, Kapillitium, Brust, Rücken).
Die Windeldermatitis ist eine kumulativ-toxische, entzündliche Hautreaktion im Windelbereich, die durch zu seltenen Windelwechsel und hautreizende Faktoren begünstigt wird.
Die Urtikaria ist eine heterogene Gruppe von Erkrankungen mit Ausbildung von Urticae (Quaddeln), Erythem und Juckreiz. Charakteristisch ist die Flüchtigkeit der Urticae (Bestanddauer bis 24 h).
Das Angioödem ist eine ödematöse Schwellung der unteren Dermis, Subkutis oder Submukosa, die sich innerhalb von 72 h zurückbildet.
Das Erythema exsudativum multiforme (EEM) ist ein akut auftretendes Exanthem mit typischen kokardenförmigen Effloreszenzen. Man unterscheidet eine Minor-Form mit geringer oder fehlender Schleimhautbeteiligung und eine schwerer verlaufende Major-Form mit Schleimhautbeteiligung.
Das Erythema nodosum ist eine akut auftretende Entzündung des subkutanen Fettgewebes (Pannikulitis) unterschiedlicher Genese mit hochroten, schmerzhaften Knoten oder Plaques, die meist prätibial lokalisiert sind.
Das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) sind akut auftretende, schwere Arzneimittelreaktionen der Haut und der Schleimhäute, die mit Blasenbildung und Epidermolyse (Ablösung der Haut) sowie einer ausgeprägten Allgemeinsymptomatik einhergehen. Die Übergänge zwischen beiden Erkrankungen sind fließend. Die Abgrenzung erfolgt durch das Ausmaß der Hautablösung:
Die Impetigo contagiosa ist eine hochkontagiöse, oberflächliche Hautinfektion mit Blasen und Verkrustungen, die durch Staphylococcus aureus und/oder Streptococcus pyogenes verursacht wird.
Das Staphylococcal scalded skin syndrome (SSSS) ist eine durch exfoliative Toxine von Staphylococcus aureus hervorgerufene lebensbedrohliche, blasenbildende Hauterkrankung.
Die Lyme-Borrelieose ist eine von Zecken übertragene Infektion mit Borrelien, die mit unterschiedlicher Latenz zu verschieden schwer verlaufenden Erkrankungen der Haut, des Nervensystems und der Gelenke führen kann.
Scharlach ist eine Infektion durch β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes), die pyrogene Exotoxine produzieren. Charakteristisch treten eine Tonsillopharyngitis und ein generalisiertes makulopapulöses Exanthem auf.
Mollusca contagiosa sind v.a. bei Kindern auftretende, knötchenförmige Hautveränderungen, die durch das hochkontagiöse Molluscum-contagiosum-Virus verursacht werden.
Die Masern sind eine hoch kontagiöse, weltweit verbreitete, akute Erkrankung durch das Masernvirus, mit einer relativ konstanten Inkubationszeit von 8–12 Tagen, einem typischen Prodromalstadium und generalisiertem Exanthem.
Die Varizellen sind eine akute, hoch ansteckende Infektion durch das Varicella-Zoster-Virus mit generalisiertem, schubweise auftretendem, vesikulärem Exanthem. Das Virus persistiert in den Ganglienzellen und kann reaktiviert werden und mit gruppierten Bläschen in einem oder mehreren Dermatomen einen Herpes zoster verursachen.
Röteln sind eine weltweit verbreitete, exanthematische Viruskrankheit mit Lymphadenopathie, die postnatal regelhaft mild verläuft, aber bei pränataler Infektion eine schwere Embryopathie auslösen kann.
Ringelröteln ist eine Infektionskrankheit, ausgelöst durch das Parvovirus B19, mit charakteristischem Exanthem des Gesichts, des Körperstamms und der Extremitäten.
Das Exanthema subitum ist eine Infektion mit dem humanen Herpesvirus 6 oder 7, bei welcher nach einer 3-tägigen hochfebrilen Phase ein makulopapulöses Exanthem am Stamm auftritt.
Die Herpangina und die Hand-Fuß-Mund-Krankheit sind Infektionen, die durch bestimmte Viren aus der Gruppe der Enteroviren (häufig Subtypen Coxsackie-A- oder Coxsackie-B-Viren) ausgelöst werden. Bei der Herpangina ist ein Enanthem typisch, bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ein Enanthem und ein palmoplantar betontes Exanthem.
Dermatophytosen sind Pilzinfektionen der Haut, die durch Dermatophyten verursacht werden. Befallen werden nur Haut, Haare und Nägel. Die hervorgerufene Infektion wird Tinea genannt.
Die Pityriasis versicolor ist eine oberflächliche Hautpilzinfektion durch Malassezia-Spezies, die mit umschriebenen, kleinfleckigen rötlich-bräunlichen oder weißlichen Läsionen einhergeht.
Skabies ist eine durch die Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei var. hominis) hervorgerufene infektiöse Hauterkrankung mit länglichen Papeln und starkem Juckreiz.
Die Prurigo simplex acuta ist eine meist im Kindesalter auftretende, akut aufschießende Hauterkrankung mit stark juckenden Seropapeln.
Hereditäre Ichthyosen sind eine heterogene Gruppe von seltenen, vererbten Verhornungsstörungen, die mit einer generalisierten Schuppung einhergehen.
Epidermolysis bullosa (EB) hereditaria beinhaltet eine seltene Gruppe erblicher, blasenbildender Hauterkrankungen, die durch einen genetischen Defekt von Adhäsions- und Strukturproteinen bedingt sind.
Das Pseudoxanthoma elasticum ist eine vererbte Systemerkrankung des elastischen Bindegewebes, die sich vorwiegend an Haut, Augen und kardiovaskulärem System manifestiert.
Die kongenitale Cutis laxa beschreibt eine heterogene Gruppe von vererbten Bindegewebserkrankungen, die durch eine schlaffe, hängende Haut gekennzeichnet sind und zum Teil mit systemischer Beteiligung einhergehen.
Das Marfan-Syndrom ist eine hereditäre Bindegewebserkrankung, die sich hauptsächlich an Skelett, Augen und kardiovaskulärem System manifestiert.
Das Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) beinhaltet eine heterogene Gruppe genetisch bedingter Defekte der Kollagensbiosynthese, die sich v.a. an der Haut, den Gelenken und Gefäßen auswirken.
Das Xeroderma pigmentosum ist eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung mit ausgeprägter Lichtempfindlichkeit, die frühzeitig zu chronischen UV-Schäden und multiplen malignen Hauttumoren führt.
Die tuberöse Sklerose ist eine autosomal-dominant vererbte Multisystemerkrankung, bei der gutartige tumorähnlichen Veränderungen (Hamartome) und neurologische Entwicklungsstörungen bestehen.
Die Psoriasis ist eine entzündliche, chronisch-rezidivierende, erythematosquamöse Hauterkrankung. Die häufigste Form ist die Psoriasis vulgaris mit typischen geröteten, mit weißen Schuppen bedeckten Plaques (Plaque-Typ), die vorwiegend an den Streckseiten der Extremitäten lokalisiert sind. Häufig treten typische Nagelveränderungen (Nagelpsoriasis) auf, bei einem Teil der Patienten kommt es zu einer Gelenkbeteiligung (Psoriasisarthritis, PsA).
Die Pityriasis rosea ist eine akute, exanthemische Dermatose mit stammbetonten erythrosquamösen Plaques und selbstlimitierendem Verlauf.
Die Pityriasis rubra pilaris ist eine seltene, meist chronisch verlaufende Hauterkrankung mit follikulären, hyperkeratotischen Papeln, erythrosquamösen Plaques und flächigen palmoplantaren Hyperkeratosen.
Ein Hämangiom ist eine gutartige kapilläre Blutgefäßwucherung im Bereich der Haut oder anderer Organe.
Die kutane Mastozytose ist eine lokalisierte oder disseminierte Ansammlung von Mastzellen in der Haut, die in der Regel bei Kindern auftritt und einen gutartigen Verlauf mit spontaner Remission zeigt.
Der okulokutane Albinismus beschreibt eine Gruppe erblicher Defekte der Melaninbiosynthese mit der Folge einer verringerten oder fehlenden Pigmentierung der Haut, der Haare und der Augen (Iris, Retina) bei normaler Melanozytenzahl.
Das maligne Melanom ist ein bösartiger Tumor, der von den Melanozyten ausgeht und überwiegend in der Haut entsteht. Charakteristisch ist eine frühzeitige Metastasierung und hohe Mortalität.