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      1. Steckbrief
      2. Grundlagen
      3. Urikostatika
      4. Urikosurika
      5. Urikolytika
      6. Colchicin
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Urikostatika, Urikosurika, Urikolytika und Colchicin

  •  IMPP-Relevanz
  • Lesezeit: 28 min
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Steckbrief

Harnsäure ist beim Menschen das Endprodukt des Abbaus von Purinnucleotiden. Sie wird im Glomerulus filtriert, im proximalen Tubulus aber größtenteils rückresorbiert, sodass nur ein geringer Teil der filtrierten Harnsäure mit dem Urin ausgeschieden wird. Ein erhöhter Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) kann sich klinisch in einem Gichtanfall manifestieren, bei dem Uratkristalle im Gewebe ausfallen und Entzündungsreaktionen in Gang gesetzt werden, es kann aber auch zu einer Uratnephropathie oder Harnsäuresteinen kommen.

Die Symptome eines akuten Gichtanfalls können medikamentös mit nicht steroidalen Antiphlogistika oder Glucocorticoiden behandelt werden (diese werden an anderer Stelle besprochen). Colchicin unterbindet dagegen die Wanderung von Granulozyten zum Entzündungsherd und hält so den Entzündungsprozess auf. Einen chronisch erhöhten Harnsäurespiegel kann man dagegen durch folgende Wirkstoffe medikamentös senken:

  • Urikostatika (z.B. Allopurinol, Febuxostat): Sie hemmen den Abbau von Purinen zu Harnsäure, indem sie das Enzym Xanthinoxidase hemmen. Die neuen Endprodukte des Purinstoffwechsels, Xanthin und Hypoxanthin, sind gut harngängig. Indikationen sind Hyperurikämie mit Gichtanfällen, Harnsäuresteine oder Uratnephropathie. Unerwünschte Wirkungen sind u.a. reaktive Gichtanfälle und Überempfindlichkeitssreaktionen mit Hautausschlägen bis zum lebendbedrohlichen Hypersensitivitätssyndrom.

  • Urikosurika (z.B. Probenecid, Benzbromaron, Lesinurad): Sie hemmen die tubuläre Rückresorption von Harnsäure, indem sie unterschiedliche Transporter für Urat im proximalen Tubulus inhibieren, sodass die renale Uratclearance ansteigt und der Harnsäurespiegel im Serum sinkt. Indikationen sind auch hier Hyperurikämie mit Gichtanfällen (aber kein akuter Gichtanfall), Harnsäuresteine oder Uratnephropathie. Unerwünschte Wirkungen sind u.a. reaktive Gichtanfälle, Urolithiasis, immunallergische Hautreaktionen und teilweise schwere Leberschäden.

  • Urikolytika (z.B. Rasburicase): Sie bauen Harnsäure ab. Bei dem hier genannten Enzym handelt es sich um eine rekombinante Uratoxidase, ein beim Menschen normalerweise nicht vorkommendes Enzym, das den Abbau von Harnsäure zu Allantoin katalysiert. Allantoin wird renal ausgeschieden. Indikationen sind eine akute Hyperurikämie sowie massive sekundäre Hyperurikämien. Zu den unerwünschten Wirkungen zählen allergische und immunologische Reaktionen.

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Wirkung von Urikostatika, Urikosurika und Urikolytika

(Quelle: Graefe, Lutz, Bönisch, Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie, Thieme, 2016)
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    Grundlagen

    Beim Abbau von Purinnucleotiden werden die freigesetzten Purinbasen entweder für die Neusynthese von Purinen genutzt (Wiederverwertung) oder sie werden von der Xanthinoxidase über die Purinbasen Hypoxanthin und Xanthin rasch zu Harnsäure oxidiert. Harnsäure ist beim Menschen Endprodukt des Abbaus von Purinnucleotiden (detaillierter Abbau hier im Bild).

    Image description
    Abbau von Purinnucleotiden zu Harnsäure

    (Quelle: Graefe, Lutz, Bönisch, Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie, Thieme, 2016)

    Die Enolform der Harnsäure ist eine schwache Säure (Salz: Urat), die bei niedrigem pH-Wert protoniert (undissoziiert) vorliegt und in dieser Form nur schlecht wasserlöslich ist. Da sie für den menschlichen Organismus nicht weiter verwertbar ist, muss sie ausgeschieden werden. Etwa 80 % der produzierten Harnsäure werden renal eliminiert. Nach der glomerulären Filtration wird die Harnsäure im proximalen Tubulus jedoch zu ca. 90 % rückresorbiert, ein Teil davon wird bis zum Ende des proximalen Tubulus erneut sezerniert, sodass letztlich ca. 10 % der filtrierten Harnsäure werden tatsächlich mit dem Urin ausgeschieden ().

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    Abbau von Purinnucleotiden

    Nucleotidasen entfernen von den Purinnucleotiden die Phosphatreste, sodass die jeweiligen Nucleoside entstehen. AMP kann zuvor zu IMP desaminiert werden, das dann als Substrat für die Nucleotidase dient. Das durch die Dephosphorylierung von AMP gebildete Adenosin wird von der Adenosindesaminase zu Inosin desaminiert. Nun spalten Nucleosidphosphorylasen die N-glykosidische Bindung zwischen Basen und Zucker phosphorolytisch. Es entstehen die freien Purinbasen Hypoxanthin, Xanthin bzw. Guanin wie auch Ribose-1-phosphat (bzw. Desoxyribose-1-phosphat). Hypoxanthin und Guanin werden in Xanthin umgewandelt: Hypoxanthin wird von der Xanthinoxidoreduktase (Xanthinoxidase/Xanthindehydrogenase) oxidiert, von Guanin wird durch die Guanindesaminase Ammonium abgespalten. Xanthin wird von der Xanthinoxidoreduktase weiter zu Harnsäure oxidiert, die mit dem Urin ausgeschieden wird.

    (Quelle: Rassow et al., Duale Reihe Biochemie, Thieme, 2022)
    Hyperurikämie

    Hyperurikämie ist definiert durch einen Harnsäurespiegel > 7 mg/dl beim Mann und > 6 mg/dl bei der Frau.

    Gicht

    Gicht bezeichnet die symptomatische Hyperurikämie mit Uratausfällungen im Gewebe und akuten Schmerzzuständen.

    Uratnephropathie

    Die Uratnephropathie ist eine Nierenerkrankung als Folge einer Hyperurikämie.

    Nephrolithiasis

    Die Nephrolithiasis bezeichnet das Vorliegen von Nierensteinen.

    Thrombozytopenie

    Die Thrombozytopenie bezeichnet ein Absinken der Thrombozytenzahl auf < 150 000 Zellen/μl.

    Aplastische Anämie (AA)

    Bei der aplastischen Anämie handelt es sich um eine sehr seltene Störung der Knochenmarksfunktion mit verminderter Bildung aller Blutzellen (Panzytopenie). Man unterscheidet angeborene (Fanconi-Anämie) und erworbene Formen.

    Leukozytopenie

    Bei einer Leukozytopenie handelt es sich um eine Erniedrigung der Leukozyten im peripheren Blut auf < 4000/µl.

    Agranulozytose

    Bei einer Agranulozytose handelt es sich um eine Zerstörung von Granulozyten und granulozytären Vorstufen mit einer Reduktion neutrophiler Granulozyten auf < 500 Zellen/µl.

    Polyneuropathie (PNP)

    Als Polyneuropathie bezeichnet man eine nicht-traumatisch bedingte generalisierte oder über mehrere Nerven bzw. Innervationsgebiete ausgedehnte Erkrankung des peripheren Nervensystems .

    Exanthem

    Exanthem bezeichnet das plötzliche und gleichzeitige Auftreten von meist monomorphen (gleichartigen) Hautveränderungen, die sich rasch über den Körper ausbreiten. Bei Schleimhautbeteiligung spricht man von Enanthem.

    Leukozytose

    Bei einer Leukozytose handelt es sich um eine Erhöhung der Leukozyten im peripheren Blut auf > 10 000/µl.

    Urolithiasis

    Die Urolithiasis ist eine Steinbildung in der Niere (= Nephrolithiasis) und/oder den ableitenden Harnwegen.

    Erbrechen

    Beim Erbrechen kommt es zu einer retrograden Entleerung von Magen-Darm-Inhalt durch den Mund. Im Unterschied zur Regurgitation erfolgt Erbrechen durch Aktivierung des Brechzentrums.

    Gastroösophagealer Reflux

    Unter gastroösophagealem Reflux versteht man den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre.

    Tumorlysesyndrom

    Durch großen Zelluntergang in kurzer Zeit kommt es zur raschen Freisetzung intrazellulärer Metaboliten und Elektrolyten. Es kann zu Muskelkrämpfen, akutem Nierenversagen und kardialen Arrhythmien und somit potentiell lebensbedrohlichen Zuständen kommen.

    Lesch-Nyhan-Syndrom

    Das Lesch-Nyhan-Syndrom ist eine X-chromosomal-rezessiv vererbte Störung im Purinstoffwechsel, die mit Hyperurikämie, selbstverletzendem Verhalten und neurologischen Störungen einhergeht.

    Herzinsuffizienz

    Pathophysiologische Definition: Herzinsuffizienz ist die Unfähigkeit des Herzens, die Organe mit genügend Blut und somit auch genügend Sauerstoff zu versorgen. Der Gewebestoffwechsel ist in Ruhe oder bei Belastung nicht mehr sichergestellt.

    Klinische Definition: Bei der Herzinsuffizienz bestehen typische Symptome wie Atemnot, Erschöpfbarkeit, Müdigkeit und Flüssigkeitsretention aufgrund einer kardialen Funktionseinschränkung.

    Anämie

    Definitionsgemäß spricht man von einer Anämie, wenn der Hämoglobingehalt (Hb), der Hämatokrit (Hct, Hkt oder HK) oder die Erythrozytenzahl erniedrigt sind:

    • Hb < 12,0 g/dl (Frau) bzw. Hb < 14,0 g/dl (Mann)

    • Hkt < 37% (Frau) bzw. Hkt < 41% (Mann)

    • Erythrozytenzahl: < 4,1 Mio./µl (Frau) bzw. < 4,5 Mio./µl (Mann).

    Periodische Fiebersyndrome

    Bei den periodischen Fiebersyndromen handelt es sich um eine Gruppe autoinflammatorischer Erkrankungen, die durch rezidivierende Fieberschübe, unspezifisch erhöhte Entzündungsparameter und weitere assoziierte Symptome und Organbeteiligungen gekennzeichnet sind.

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      zuletzt bearbeitet: 13.03.2023
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