Geburtshilfliche Anamnese
Neben der allgemein-gynäkologischen Anamnese wird im Rahmen der geburtshilflichen Anamneseerhebung schwerpunktmäßig nach vorangegangenen Schwangerschaften und deren Verläufen gefragt:
Anzahl der Schwangerschaften (inkl. Aborte
, Abruptiones, Totgeburten , EUGs )Anzahl und Geburtsjahr der lebenden Kinder
Verlauf und Komplikationen der Schwangerschaften
Schwangerschaftserkrankungen (z.B. Gestationsdiabetes
, Präeklampsie , HELLP )vorangegangene Entbindungen (spontan, Sectio, Vakuumextraktion
, Zangengeburt, Geburtsgewicht der Kinder)Komplikationen der Nachgeburtsperiode (z.B. Uterusatonie
, Plazentaretention )Frühgeburten (Gründe, Verlauf)
Aborte/Abruptiones (medikamentöse oder chirurgische Intervention)
Verlauf im Wochenbett (Stillen, Komplikationen).
Von herausragender Bedeutung ist die Befragung zu möglichen Infektionen und eingenommenen Medikamenten post conceptionem. Durch die Sozialanamnese können mögliche aus der Schwangerschaft erwachsende Probleme (wirtschaftlich, psychisch etc.) erkannt werden. Wichtige Informationen werden im Mutterpass dokumentiert.
Ein Abort ist das vorzeitige Ende einer Schwangerschaft mit einem kindlichen Geburtsgewicht < 500 g und ohne Lebenszeichen des Kindes.
Ein geborenes Kind ≥ 500 g ohne Lebenszeichen oder mit Zeichen der Mazeration ist eine Totgeburt. Ist das Gewicht nicht bekannt, gilt die Körperlänge von 25cm; wenn auch diese nicht vorliegt, das Gestationsalter von min. SSW 24+0.
Eine Extrauteringravidität ist die Einnistung einer befruchteten Eizelle außerhalb der Gebärmutterhöhle.
Eine Präeklampsie ist eine Hypertonie ≥ 140/90 mmHg mit zusätzlich mindestens einer, in der Schwangerschaft neu aufgetretenen Organmanifestation, für die keine andere Ursache gefunden werden kann (oft ist die Niere betroffen).
Eine Vakuumextraktion ist eine Entbindung unter Zuhilfenahme einer Saugglocke, daher auch das Synonym Saugglockenentbindung.
Eine atonische Nachblutung liegt vor, wenn der Blutverlust nach vaginaler Geburt ˃ 500 ml bzw. nach Sectio ˃ 1000 ml beträgt. Die Ursache hierfür ist eine inadäquate Uteruskontraktion.
Unter einer Plazentalösungsstörung versteht man die unvollständige bzw. verzögerte Lösung der Plazenta nach der Geburt. Die Lösung der Plazenta dauert länger als 30 min. oder der Blutverlust bei der Plazentalösung beträgt über 300 ml.
Fluor genitalis ist eine vermehrte Absonderung von Flüssigkeit aus dem weiblichen Genitale.
Unter einem Hydrops fetalis (Syn.: Hydrops congenitus universalis) versteht man eine generalisierte Ansammlung von Flüssigkeit im Fetus. Die Flüssigkeit sammelt sich dabei im Interstitium an (→ Ödeme) und in den serösen Körperhöhlen (→ Ergüsse in Perikard, Pleura und Peritoneum).
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen absoluten (Typ 1) oder relativen (Typ 2) Mangel an Insulin