Hemisphärensyndrome
Eine Schädigung einzelner Hirnbereiche führt zu charakteristischen Symptomen, die eine klinische Lokalisation des Schädigungsortes möglich machen (siehe Tabelle). Man unterscheidet Funktionsminderungen und -steigerungen der betroffenen Areale, wobei sich Letztere oft in Form epileptischer Aktivität äußern.
Syndrom | Funktionsminderung | Funktionssteigerung (epileptische Störung) |
Antriebslosigkeit, Aspontaneität, Affektverflachung, Störung des analytischen Denkens, Wesensänderung, Gangunsicherheit, Riechstörungen, ggf. Broca-Aphasie (bei Läsion der dominanten Hemisphäre) | unspezifische Aura, komplexe Automatismen, Vokalisationen, < 1 min, ggf. motorische Jackson-Anfälle bei Läsion der Präzentralregion (meist schwer von psychogenen Ausfällen zu differenzieren) | |
Temporalhirnsyndrom | Verstimmung, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, Depression, affektive und sexuelle Enthemmung, Hemianopsie, Hemiparese, ggf. Wernicke-Aphasie (bei Läsion der dominanten Hemisphäre) |
Bei einer Hemianopsie besteht ein halbseitiger Gesichtsfelddefekt.
Bei einer Agnosie besteht eine Störung des übergeordneten Erkennens visueller, akustischer oder taktiler Sinnesreize bei intakter Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Kognition.
Ein (Hemi-)Neglect bezeichnet die Nichtbeachtung einer Körper- und Raumseite bei ansonsten ungestörter Sinneswahrnehmung.
Erkrankungen der Basalganglien ist ein Sammelbegriff für neurologische Erkrankungen mit Störung des Bewegungsablaufs, die auf einer Schädigung von Strukturen der Basalganglien und damit des extrapyramidalen Systems beruhen. Leitsymptome sind Bewegungsstörungen mit verändertem Muskeltonus.
Eine Hyperkinesie bezeichnet einen Bewegungsüberschuss mit plötzlichen, unwillkürlichen, überschießenden Bewegungen.
Die Athetose ist eine Bewegungsstörung mit wurmartigen, bizarr geschraubten Hyperkinesien der Hände und Füße, die teilweise zu extremen Hyperextensions- bzw. Subluxationsstellungen der Gelenke führen. Die Athetose tritt meist in Form der Choreoathetose auf (Kombination von Athetose und Chorea), selten findet man sie als isoliertes Symptom.
Bei einem Tremor handelt es sich um unwillkürliche Bewegungen mit rhythmischen Kontraktionen entgegengesetzt wirkender Muskeln. Der Ruhetremor tritt in vollständiger Entspannung auf, der Haltetremor unter Beibehaltung einer bestimmten Position und der Intentionstremor (zerebellärer Tremor, Zieltremor) erst beim Ausführen von Zielbewegungen.
Dystonien sind unwillkürliche, langsame und länger dauernde spastische Kontraktionen, die einzelne Muskelgruppen betreffen oder generalisiert auftreten können (evtl. kombiniert mit anderen Bewegungsstörungen).
Die Cheyne-Stokes-Atmung ist eine Atemrhythmusstörung die sich durch periodisch an- und wieder abschwellende Atemtätigkeit mit dazwischen liegenden Pausen auszeichnet.
Als Nystagmus bezeichnet man unwillkürliche, periodisch-rhythmische Augenbewegungen.
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen absoluten (Typ 1) oder relativen (Typ 2) Mangel an Insulin
Der Morbus Wilson ist eine autosomal-rezessiv vererbte Störung des Kupferstoffwechsels, bei der sich aufgrund eines Defekts des Kupferregulators ATP7B das Kupfer im Trans-Golgi-Netzwerk und den zytoplasmatischen Vesikeln ansammelt. Dadurch kommt es zur Störung des Kupfertransports. Das Kupfer akkumuliert in verschiedenen Organen und führt so zu Organschäden.
Bei einem Hydrozephalus liegt eine Erweiterung der inneren und/oder äußeren kranialen Liquorräume vor.
Die Arnold-Chiari-Malformation ist eine Fehlbildung des Kleinhirns, bei der die Kleinhirntonsillen durch das Foramen magnum in den Spinalkanal verlagert sind.
Eine Ataxie bezeichnet eine Störung der motorischen Koordination, also eine Störung der zeitlichen und räumlichen Abstimmung zielgerichteter Willkürbewegungen. Differenziert werden hierbei:
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Dyssynergie: gestörte Zusammenarbeit einzelner Muskeln
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Dysmetrie: gestörte Abmessung von Zielbewegungen
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Dysdiadochokinese: gestörte Abfolge rascher antagonistischer Bewegungen.
(griechisch „ataxia“ = Unordnung)
Bei einer dissoziierten Empfindungsstörung fallen in einer Körperregion nur einzelne sensible Qualitäten aus, während andere erhalten bleiben (z.B. Störung von Schmerz- und Temperaturempfinden bei erhaltener Oberflächen- und Tiefensensibilität). Die dissoziierte Empfindungsstörung ist pathognomonisch für Rückenmarksläsionen.
Koma ist eine schwere Bewusstseinstörung, bei der der Patient selbst durch starke Außenreize nicht mehr erweckbar ist. Je nach Symptomausprägung werden die Grade I−IV unterschieden, wobei im tiefen Koma (IV) die Pupillen-, Korneal- und Muskeleigenreflexe sowie jegliche Reaktion auf Schmerzreize fehlen.
Eine Hyperthermie ist eine Erhöhung der Körperkerntemperatur, die durch ein Missverhältnis zwischen Wärmezufuhr/-bildung und -abgabe ohne Verstellung des Sollwerts im Hypothalamus entsteht.
Als erhöht (tachykard) gilt die Herzfrequenz eines Erwachsenen in Ruhe bei Werten > 100/min.
Eine arterielle Hypertonie ist eine andauernde Erhöhung des Blutdrucks auf ≥ 140 mmHg systolisch und/oder ≥ 90 mmHg diastolisch bei Praxismessung oder auf ≥ 135 mmHg systolisch und/oder > 85 mmHg diastolisch bei Selbstmessung.
Die Schnappatmung ist eine Atemrhythmusstörung die sich durch kurze, kräftige Atemzüge mit langen Apnoephasen auszeichnet.
Pathologische Reflexe sind die Folge einer zentralen Enthemmung bei Schädigung des 1. Motoneurons.
Ein irreversibler, kompletter Ausfall des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms wird als irreversibler Hirnfunktionsausfall (IHA; früher: Hirntod) bezeichnet. Dies ist gleichbedeutend mit dem Tod des Menschen.
Die Mydriasis ist eine Erweiterung der Pupille auf mehr als 5 mm im Durchmesser. Bei Dunkelheit ermöglicht sie einen höheren Lichteinfall (physiologisch). Des Weiteren tritt sie physiologisch bei Jugendlichen und Schmerzen auf. Bei pathologischem Auftreten findet sich oft die Kombination mit einer reduzierten oder fehlenden Lichtreaktion.
Als Miosis wird eine Pupillenverengung auf weniger als 2 mm im Durchmesser bezeichnet. Sie tritt bei Lichteinfall, im Schlaf und unter Narkose sowie bei Säuglingen und älteren Menschen physiologisch auf.