Vegetative Anamnese
Die vegetative Anamnese umfasst regelhaft Fragen nach Schlaf, Appetit, Durst, Miktion, Stuhlgang, Gewicht und sexueller Funktion, die ausführlich bei den Bestandteilen der Anamnese besprochen werden. Darüber hinaus müssen Störungen der Pupillomotorik, der Schweißsekretion und kardiovaskulärer Funktionen erfasst werden.
Störung | mögliche Symptome oder Befunde |
Schlafstörungen |
|
Appetitstörungen |
|
Durststörungen | |
Miktionsstörungen | |
gastrointestinale Störungen |
Unter Polydipsie versteht man ein pathologisch gesteigertes Durstempfinden mit vermehrter Flüssigkeitsaufnahme (> 3–4 l/d). Eine Polydipsie geht häufig mit einer gesteigerten Harnausscheidung (Polyurie) einher.
Eine Pollakisurie bezeichnet einen häufigen Harndrang, wobei jeweils nur geringe Harnmengen entleert werden. Die Gesamtharnmenge ist nicht erhöht.
Unter einer Polyurie versteht man eine massiv gesteigerte Harnausscheidung (beim Erwachsenen > 2,5–3 l/d). Eine Polyurie geht mit einem gesteigerten Durstgefühl und vermehrtem Trinken (Polydipsie) einher.
Unter einer Algurie versteht man krampfartige Schmerzen beim Wasserlassen (schmerzhafte Miktion).
Dysurie bezeichnet ein erschwertes Wasserlassen mit schwachem Strahl und verzögerter Entleerung, das mit Missempfindungen einhergeht.
Unter einer Nykturie versteht man ein- oder mehrmaliges Erwachen in der Nacht durch Harndrang mit der Notwendigkeit, aufzustehen und die Blase zu entleeren.
Ein unwillkürlicher Urinverlust wird als Harninkontinenz bezeichnet.
Beim Erbrechen kommt es zu einer retrograden Entleerung von Magen-Darm-Inhalt durch den Mund. Im Unterschied zur Regurgitation erfolgt Erbrechen durch Aktivierung des Brechzentrums.
Als Obstipation wird eine Stuhlretention bezeichnet. Eine akute Obstipation ist ein einmaliges Ereignis, während eine chronische Obstipation über mindestens 1 Monat besteht.
Die echte Diarrhö ist definiert durch Stuhlgänge, die zu häufig (> 3 ×/d), in zu großer Menge (> 250 g/d) und mit zu großem Flüssigkeitsanteil (> 75% Wasser) auftreten.
Stuhlinkontinenz bezeichnet das Unvermögen, den Stuhlabgang oder Winde willentlich zu kontrollieren.
Bei einer Anisokorie finden sich ungleich große Pupillen. Dies ist immer Zeichen einer gestörten Efferenz, z.B. bei Horner-Syndrom, Okolumotoriusparese oder Pupillotonie.
Als Miosis wird eine Pupillenverengung auf weniger als 2 mm im Durchmesser bezeichnet. Sie tritt bei Lichteinfall, im Schlaf und unter Narkose sowie bei Säuglingen und älteren Menschen physiologisch auf.
Die Mydriasis ist eine Erweiterung der Pupille auf mehr als 5 mm im Durchmesser. Bei Dunkelheit ermöglicht sie einen höheren Lichteinfall (physiologisch). Des Weiteren tritt sie physiologisch bei Jugendlichen und Schmerzen auf. Bei pathologischem Auftreten findet sich oft die Kombination mit einer reduzierten oder fehlenden Lichtreaktion.
Bei der orthostatischen Dysregulation besteht eine Störung der Blutdrucksteuerung mit einem Blutdruckabfall (systolisch um ≥ 20 mmHg, diastolisch um ≥ 10 mmHg) nach dem Aufstehen aus dem Liegen (→ das Blut versackt in den abhängigen Körperpartien = Beine und Splanchnikusgebiet).