Muskeltrophik
Untersucht wird der bis auf die Unterwäsche entkleidete Patient. Besonderes Augenmerk liegt auf umschriebenen oder generalisierten Muskelatrophien (wie in der folgenden Abbildung). Aber auch indirekte Zeichen wie Deformitäten (z.B. Hohlfuß) oder Fehlhaltungen (z.B. Hohlkreuz) können auf lokale muskuläre Störungen hinweisen (Hohlfuß bei Friedreich-Ataxie oder Neuropathien, Hohlkreuz bei Myopathie).

Muskelatrophie
Deutlich zu erkennen ist die umschriebene Atrophie der Schultergürtelmuskulatur links bei ansonsten scheinbar normaler Trophik der Rumpfmuskulatur (hier bei Amyotropher Lateralsklerose; ALS).
(Quelle: Masuhr, Neumann, Duale Reihe Neurologie, Thieme, 2013)Im Zuge der gründlichen Muskelinspektion sollte zusätzlich auf pathologische Muskelaktivität (z.B. Faszikulationen) geachtet werden.
Bewegungsmuster
Es können physiologische und pathologische Bewegungsmuster unterschieden werden:
Bei einer Hypokinesie (Bewegungsarmut) sind die Spontanbewegungen in ihrer Amplitude reduziert („verarmt“), physiologische Mitbewegungen sind vermindert oder fehlen (Akinesie = Maximalvariante).
Eine Hyperkinesie bezeichnet einen Bewegungsüberschuss mit plötzlichen, unwillkürlichen, überschießenden Bewegungen.
Bei einem Tremor handelt es sich um unwillkürliche Bewegungen mit rhythmischen Kontraktionen entgegengesetzt wirkender Muskeln. Der Ruhetremor tritt in vollständiger Entspannung auf, der Haltetremor unter Beibehaltung einer bestimmten Position und der Intentionstremor (zerebellärer Tremor, Zieltremor) erst beim Ausführen von Zielbewegungen.
Die Athetose ist eine Bewegungsstörung mit wurmartigen, bizarr geschraubten Hyperkinesien der Hände und Füße, die teilweise zu extremen Hyperextensions- bzw. Subluxationsstellungen der Gelenke führen. Die Athetose tritt meist in Form der Choreoathetose auf (Kombination von Athetose und Chorea), selten findet man sie als isoliertes Symptom.
Dystonien sind unwillkürliche, langsame und länger dauernde spastische Kontraktionen, die einzelne Muskelgruppen betreffen oder generalisiert auftreten können (evtl. kombiniert mit anderen Bewegungsstörungen).
Myoklonien sind kurze, plötzlich einschießende Kontraktionen der Muskulatur mit Bewegungseffekt.
Als zerebrale Ischämie bezeichnet man eine kritische Minderperfusion von Hirnabschnitten, die abhängig von Schwere, Ausmaß und Lokalisation zu einem Gewebeuntergang und neurologischen Defiziten führt.
Als Rigor wird ein erhöhter Muskeltonus der axialen Muskulatur und der Extremitäten infolge einer Störung des extrapyramidalmotorischen Systems bezeichnet.
Eine Spastik ist eine pathologische Erhöhung des Muskeltonus bei zentralmotorischen Läsionen mit gesteigertem und geschwindigkeitsabhängigen Dehnungswiderstand der Muskeln.
Eine Poikilotonie beschreibt einen verminderten oder wechselnd stark ausgeprägten Muskeltonus.