Gesamteindruck
Mimik, Gestik, Haltung und Gang des Patienten können erste wertvolle Hinweise auf die zugrundeliegende Erkrankung geben. Charakteristische Erscheinungsbilder sind bei den jeweiligen Krankheitsbildern beschrieben.
Beispiele:
Mimik: Hypomimie (→ Parkinson-Syndrom
), Ptosis (→ Myasthenie , Augenmuskelparese), Facies myopathica (→ Myopathie )Gestik: ausfahrende Bewegungen (Chorea), unkoordinierte Bewegungen (Ataxie, Kleinhirnläsion)
Haltung: Schulter- oder Beckenschiefstand (→ Skoliose), Hohlkreuz (→ Muskeldystrophie
)Gang: Zirkumduktion eines Beines (→ abgelaufener Schlaganfall), Hinken (→ Beinlängenunterschiede, Gelenkversteifung).
Neurologische Anamnese
Eine gründliche Anamnese weist meist schon auf die Diagnose hin und ist darüber hinaus die Basis für eine gute Arzt-Patienten-Beziehung, sodass der Arzt sich für das Gespräch ausreichend Zeit nehmen sollte. Die Angaben des Patienten oder der Begleitpersonen sollten möglichst wörtlich wiedergegeben werden, da manchmal die Details ausschlaggebend sein können.
Parkinson-Syndrom (auch Parkinsonismus) ist ein Oberbegriff für Erkrankungen, die durch das Leitsymptom Bradykinese sowie eines oder mehrere der Symptome Rigor, Tremor und posturale Instabilität charakterisiert sind.
Als Myasthenie wird eine Schwäche der Skelettmuskulatur verstanden, welche belastungsabhängig auftritt. Typisch ist eine sehr schnelle Ermüdung (einzelne Muskelgruppen betroffen oder generalisiert).
Unter Myopathien werden heterogene, entzündliche oder degenerative Erkrankungen der Muskulatur zusammengefasst, die systemartig einzelne Muskelgruppen oder die gesamte Muskulatur betreffen.
Muskeldystrophien sind eine Gruppe hereditärer, progressiver, primär degenerativer Myopathien mit Kaliberschwankungen der Muskelfasern, zentralständigen Kernen sowie vermehrtem Bindegewebe in der Biopsie. Klinisch sind sie vor allem durch Muskelschwäche und -atrophie gekennzeichnet.
Alexie (Dyslexie) beschreibt die erworbene Unfähigkeit, Buchstaben, Wörter oder Sätze zu lesen (nach abgeschlossenem Schriftspracherwerb und trotz intakten Sehvermögens).
Als Agrafie (Dysgrafie) bezeichnet man die erworbene Unfähigkeit, richtig zu schreiben.
Als Akalkulie wird eine erworbene Störung im Umgang mit Zahlen bezeichnet. Im Einzelnen kann das Verständnis von Zahlen und Größen sowie das mündliche und schriftliche Rechnen betroffen sein.
Bei einer Agnosie besteht eine Störung des übergeordneten Erkennens visueller, akustischer oder taktiler Sinnesreize bei intakter Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Kognition.
Ein (Hemi-)Neglect bezeichnet die Nichtbeachtung einer Körper- und Raumseite bei ansonsten ungestörter Sinneswahrnehmung.
Bei der Amnesie handelt es sich um eine zeitlich und inhaltlich begrenzte Erinnerungslücke nach einem schädigenden Ereignis.
Affektstörungen sind Veränderungen von Stimmungslage (mittelfristig anhaltender Gemütszustand), Affekten (kurz dauernde Gefühlsausbrüche) und Gefühlsleben (einzelne Emotionen).