Funktion und allgemeiner Aufbau
Die Speicheldrüsen bilden täglich über einen Liter Speichel. Der Speichel macht die Nahrung gleitfähig und enthält außerdem das stärkespaltende Enzym α-Amylase sowie antibakterielle Stoffe. Die drei Speicheldrüsen, die hauptsächlich an der Speichelproduktion beteiligt sind, sind die Ohrspeicheldrüse, die Unterkieferdrüse und die Unterzungendrüse.
Die Speicheldrüsen werden nach der Zusammensetzung ihres Sekrets in seröse, seromuköse und muköse Drüsen unterteilt. Typisch für alle großen Speicheldrüsen sind die Unterteilung des Drüsenparenchyms in Läppchen (Lobuli) und das baumartig verzweigte Ausführungssystem. Die serösen Drüsen haben jedoch ein längeres (stärker ausgebildetes) Ausführungsgangsystem als die mukösen Drüsen.
Allgemeines zum Aufbau von Drüsenepithelien findest du hier.
Feinbau
In den serösen oder mukösen Endstücken (Azini oder Tubuli) der Speicheldrüsen wird der Speichel gebildet. An sie schließt sich das Ausführungsgangsystem an, das in Schaltstück, Streifenstück (Sekretrohr) und (größere) Ausführungsgänge gegliedert wird. Im Ausführungsgangsystem wird die Zusammensetzung des Speichels durch Resorptions- Sekretionsmechanismen modifiziert.
Die Schaltstücke liegen zwischen Endstück und Streifenstück der Speicheldrüsen. Sie nehmen das Sekret aus den Azini auf. Sie haben einen sehr geringen Durchmesser und ein deutlich sichtbares, aber enges Lumen. Ihre Wand wird von einem einschichtigen Epithel aus flachen Zellen mit verhältnismäßig großem Kern gebildet. Den Schaltstücken liegen Myoepithelzellen an. Sie liegen innerhalb der Drüsenläppchen (intralobulär) und leiten das Sekret in die Streifenstücke, die sich unmittelbar an die Schaltstücke anschließen, weiter. In rein mukösen Drüsen können die Schaltstücke sehr kurz sein oder sogar fehlen.
Die Streifenstücke (Sekretrohre) haben einen mehr als doppelt so großen Durchmesser wie die Schaltstücke. Ihre Wand besteht aus einschichtigem hochprismatischem Epithel, das eine basale Streifung aufweist. Die basale Streifung entsteht durch starke Einfaltungen der Zellmembranen. Diese entstehen durch die parallele Ausrichtung zahlreicher Mitochondrien, die dafür zuständig sind, den hohen ATP-Bedarf der Na+/K+-ATPase zu decken. Diese ist für die Rückresorption von Na+ aus dem Primärspeichel und damit für die Synthese des Sekundärspeichels zuständig. Aufgrund der hohen Mitochondrienanzahl sind die Epithelzellen der Streifenstücke azidophil. Die Streifenstücke liegen wie die Schaltstücke intralobulär und münden in die Ausführungsgänge (Hauptausführungsgänge). Wie die Schaltstücke können die Streifenstücke in mukösen Drüsen sehr kurz sein oder sogar fehlen.
Die Hauptausführungsgänge liegen außerhalb der Läppchen (interlobulär), sind also von interlobulärem Bindegewebe umgeben. Ihr Lumen ist weit und wird von einem hohen einschichtigen und zweireihigen Epithel (mit basalen Ersatzzellen) begrenzt. Schließlich fließen die interlobulären Ausführungsgänge zu einem großen extraglandulären Gang (Ductus excretorius) zusammen, der in die Mundhöhle (Cavitas oris propria) oder den Mundvorhof (Vestibulum oris) mündet.
Charakteristika der drei großen Speicheldrüsen
Die Glandula parotidea (auch Parotis) ist die größte Speicheldrüse. Sie ist eine rein seröse Drüse; alle Abschnitte des Ausführungsgangsystems mit Schalt- und Streifenstücken sind deutlich vorhanden. Das Drüsenparenchym ist mit Gruppen von Fettzellen durchsetzt.

Ohrspeicheldrüse
Die Ohrspeicheldrüse ist eine rein seröse Drüse. Ihre langen, verzweigten Schaltstücke vereinigen sich zu Sekretrohren. Zwischen den Azini der Ohrspeicheldrüse liegen Gruppen von Fettzellen. (Masson-Goldner-Färbung, Vergrößerung 200-fach.)
(Quelle: Kühnel, Taschenatlas Histologie, Thieme, 2014)Man kann die Glandula parotidea mit dem ebenfalls rein serösen Pankreas verwechseln. Diese besitzen allerdings keine Streifenstücke und haben als Besonderheiten zentroazinäre Zellen und die Langerhans-Inseln. Verwechseln kann man sie außerdem mit der Tränendrüse (Glandula lacrimalis). Diese hat ein weites Lumen der serösen Endstücke, keine Schalt- und Streifenstücke und viel Bindegewebe (mit freien Zellen).
Ohrspeicheldrüse
In der Prüfung solltest du die Speicheldrüsen und das Pankreas unterscheiden können. In der Regel wird als Schnittbild für die Speicheldrüsen ein Bild der Glandula parotidea gezeigt. Nach der Tränendrüse, die man ebenfalls mit den Speicheldrüsen verwechseln könnte, wurde bisher noch nicht gefragt.
Ohrspeicheldrüse
Für alle, die sich den Aufbau der Ohrspeicheldrüse noch einmal erklären lassen möchten, hier das Video von Professor John R. Minarcik. (WashingtonDeceit, Youtube, youtube.com/watch?v=1Kavxv3jHzA)
Die Unterkieferdrüse enthält seröse und muköse Endstücke. Die serösen Endstücke überwiegen jedoch, weshalb sie als seromuköse Drüse bezeichnet wird. Die serösen Anteile sitzen häufig als seröse Halbmonde (von-Ebner-Halbmonde) den mukösen Tubuli auf. Schalt- und Streifenstücke sind seltener als in der Glandula parotidea. Die Unterkieferdrüse liegt kaudal des M. mylohyoideus.

Unterkieferdrüse
Die Unterkieferdrüse ist eine gemischte, überwiegend seröse Drüse. Ihre Endstücke sind teils seröse Azini und teils muköse Tubuli denen seröse Endkappen (seröse Halbmonde) aufsitzen. (HE-Färbung, Vergrößerung 240-fach.)
(Quelle: Kühnel, Taschenatlas Histologie, Thieme, 2014)Seromukös oder mukoserös?
Merke dir die Eigenschaften der Unterkieferdrüse am besten so: Gl. submandibularis → seromukös – die Gl. sublingualis ist dagegen eine mukoseröse Drüse.
Die Unterzungendrüse ist eine gemischte, überwiegend muköse Drüse (mukoserös). Ihre mukösen Tubuli tragen seröse Halbmonde als Spüleinrichtung und sind häufig verzweigt. Insbesondere in der Glandula sublingualis erleichtert das Sekret der serösen Halbmonde die Ausschwemmung des mukösen Schleims.
Die mukösen Tubuli werden auch als umgewandelte Schaltstücke („verschleimte Schaltstücke“) aufgefasst. Die Schalt- und Streifenstücke der Unterzungendrüse sind außerordentlich kurz. Daher fehlen Anschnitte von Schalt- und Streifenstücken im histologischen Schnitt fast vollständig.

Unterzungendrüse
Die Unterzungendrüse ist eine gemischte, überwiegend muköse Drüse. Die mukösen Tubuli tragen teilweise seröse Halbmonde als Spüleinrichtung. Die interlobulären Ausführungsgänge sind in Bindegewebe eingebettet. Es sind keine Schaltstücke zu erkennen. (HE-Färbung, Vergrößerung 120-fach.)
(Quelle: Kühnel, Taschenatlas Histologie, Thieme, 2014)Glandula parotidea | Glandula submandibularis | Glandula sublingualis | exokrines Pankreas | |
Art der Drüse | rein serös | seromukös | mukoserös | rein serös |
Endstücke | zwischen den Azini liegen Gruppen von Fettzellen | seröse Teile als von-Ebner-Halbmonde | seröse Teile als von-Ebner-Halbmonde; muköse Endstücke als Tubuli (gut erkennbar) | Azini mit zentroazinären Zellen |
Ausführsystem | gut ausgebildete Schalt- und Streifenstücke | weniger Schalt- und Streifenstücke | Schalt- und Streifenstücke sehr kurz (meist nicht sichtbar) | keine Streifenstücke |