Das Immunsystem spielt in zahlreichen Erkrankungen eine zentrale Rolle. Dabei werden seine komplex aufeinander abgestimmten Schutzfunktionen entweder direkt in der Therapie von z.B. Infektionen genutzt oder es verursacht durch unerwünschte Immunreaktionen selbst u.a. Autoimmunerkrankungen und Allergien oder Abstoßungen bei Organtransplantation. Daher umfasst die pharmakologische Beeinflussung des Immunsystems sowohl aktivierende als auch supprimierende Wirkstoffgruppen.
Impfstoffe
Die Wirkung von Impfstoffen beruht auf einer dosierten Aktivierung des Immunsystems, welches Antikörper gegen Erreger-spezifische Proteine bildet und dadurch einen langfristig wirksamen Schutz vor bestimmten Infektionen bietet.
Immunsuppressiva
Zu den Immunsuppressiva zählen alle Substanzen, die in der Lage sind, die sowohl normalen und nützlichen als auch die schädlichen Funktionen und Reaktionen des Immunsystems abzuschwächen oder zu unterdrücken. Sie bewirken damit eine sog. Immunsuppression.
Je nach Art der Wirkungsentfaltung werden verschiedene Subgruppen von Immunsuppressiva unterschieden:
zytotoxische Immunsuppressiva (Cyclophosphamid
, Azathioprin , Methotrexat ) Immunsuppressiva mit hemmender Wirkung auf die antigeninduzierte T-Zell-Aktivierung (Ciclosporin, Glucocorticoide, Abatacept
) Immunsuppressiva mit hemmender Wirkung auf den Interleukin-2-Rezeptor und seine Signaltransduktion (Basiliximab
, Sirolimus , Mycophenolatmofetil ) Immunsuppressiva mit unklarem Wirkmechanismus (Sulfasalazin, Chloroquin)
immunologisch wirkende Immunsuppressiva (Rituximab
).
Da die unterschiedlichen Substanzen an verschiedenen Stellen in das Immunsystems eingreifen, unterscheiden sie sich auch in ihren Wirkmechanismen.

Übersicht über die unterschiedlichen Immunsuppressiva
Übersicht über die unterschiedlichen Angriffspunkte der zytostatischen Immunsuppressiva und immunmodulatorischen Substanzen.
(Quelle: Erb et. al., Medikamentöse Augentherapie, Thieme, 2016.)Indikationen der Immunsuppressiva:
allergische Reaktionen
Autoimmunerkrankungen
entzündliche Erkrankungen
Unterdrückung der Abstoßungsreaktion nach Organtransplantation
Chemotherapie von Tumorerkrankungen.
Durch die Immunsuppression wird auch die Fähigkeit zur Infektabwehr abgeschwächt, was zu einer höheren Anfälligkeit für Infektionen mit Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern führt. Zudem kann bei Langzeitbehandlung mit Immunsuppressiva das Malignomrisiko (v.a. für Hautkrebs) ansteigen.
Immunmodulatoren
Darunter werden verschiedene Wirkstoffklassen zusammengefasst, die je nach Dosierung bzw. Zelltyp entweder eine immunsupprimierende oder eine immunstimulierende Wirkung entfalten.