Grundlagen
Das EKG zeichnet elektrische Potenzialdifferenzen während der De- und Repolarisationsphase der Herzmuskelzelle auf und gibt damit die elektrische Aktivität des Myokards wieder. Die Potenzialdifferenzen werden an der Körperoberfläche mit verschiedenen Ableitungen registriert.
Ein Standard-EKG erfasst 12 Ableitungen (→ „12-Kanal-EKG“):
6 Extremitätenableitungen: Die bipolaren Ableitungen I, II, III nach Einthoven sowie die unipolaren Ableitungen aVR, aVL, aVF nach Goldberger registrieren Potenzialdifferenzen in der Frontalebene.
6 Brustwandableitungen: Die unipolaren Ableitungen V1–V6 nach Wilson (hier im Bild) erfassen Potenzialschwankungen in der Horizontalebene.
Die Verbindungslinien der Ableitorte der Extremitätenableitungen ergeben ein ungefähr gleichseitiges Dreieck, das Einthoven-Dreieck.
Vor allem für die sind noch die dorsalen Brustwandableitungen V–V und die rechtsthorakalen Ableitungen VR–VR gebräuchlich.

Besonderheiten in der Lagetyp-Bestimmung: SI-QIII-Typ
In Ableitung III findet sich ein auffällig betontes Q, jedoch ohne Q in den Ableitungen II und aVF (also in den diaphragmalen Nachbar-Ableitungen) bei gleichzeitiger S-Zacke in Ableitung I. Diese Situation bezeichnet man als SI-QIII-Typ. Er kommt vor: bei Rechtsbelastung des Herzens (z. B. bei Lungenembolie), abnormer Thoraxkonfiguration oder konstitutionell (ohne pathologischen Hintergrund).
(Quelle: Trappe et al., EKG-Kurs für Isabel, Thieme, 2013)
EKG bei Aortenklappenstenose
Linkslagetyp mit deutlicher Repolarisationsstörung (ST-Streckensenkungen, sog. „LV-Strain“) als Zeichen der linksventrikulären Hypertrophie linkspräkordial (V5 und V6) und in I und aVL.
(Quelle: Battegay, Siegenthaler, Siegenthalers Differenzialdiagnose, Thieme, 2012)
EKG bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM)
Zeichen der Linksherzhypertrophie mit ST-Strecken-Senkungen und terminaler T-Negativierung in den inferioren und linkspräkordialen Ableitungen.
(Quelle: Greten, Rinninger, Greten, Innere Medizin, Thieme, 2010)
EKG bei schwerer Mitralklappenstenose
Typisches P-mitrale mit Verbreiterung von P auf > 0,12 s in Ableitung II, doppelgipfeliges P in V5 und V6, biphasisches P in V1–V3, inkompletter Rechtsschenkelblock.
(Quelle: Battegay, Siegenthaler, Siegenthalers Differenzialdiagnose, Thieme, 2012)
Mitralklappeninsuffizienz
EKG eines 13-jährigen Mädchens mit kombiniertem Mitralvitium nach rheumatischer Endokarditis und geringgradiger pulmonaler Drucksteigerung. Steiltyp; P-Wellen in den Ableitungen I–III und in den Brustwandableitungen verbreitert (0,13 s) sowie doppelgipfelig, in V1 biphasisch und überwiegend negativ; rSR’ in V1; hohe schlanke R-Zacken in V5 und V6 mit deutlicher Q-Zacke; ST-Strecke leicht gesenkt. → Zeichen der Volumenbelastung des linken Ventrikels mit deutlich ausgeprägtem P-sinistroatriale. Rudimentärer Rechtsschenkelblock.
(Quelle: Lindinger, Paul, EKG im Kindes- und Jugendalter, Thieme, 2016)Das Long-QT-Syndrom ist eine Herzrhythmusstörung, bei der aufgrund einer Verlängerung des QT-Intervalls (→ EKG) eine erhöhte Neigung zu Torsade-de-pointes-Tachykardien mit Synkopen und plötzlichen Todesfällen vorliegt. Es gibt angeborene (Störung von myokardialen Ionenkanälen) und erworbene (meist durch Medikamente bedingte) Formen.
Beim Kammerflimmern bestehen völlig ungeregelte, tachykarde Kammeraktionen mit einer Frequenz von 300–500/min.
Als Lungenemphysem bezeichnet man destruktive Lungenstrukturveränderungen, die mit Erweiterungen der Atemwege distal der Bronchioli terminales und einer Abnahme der alveolären Gasaustauschfläche einhergehen. Die Kombination mit einer COPD ist häufig.
Eine Adipositas besteht, wenn der Body-Mass-Index (BMI) einen Wert von 30 überschreitet.
Ein Ventrikelseptumdefekt ist ein Defekt in der Scheidewand zwischen linkem und rechtem Ventrikel. Der resultierende Links-rechts-Shunt auf Ventrikelebene führt zu einer Volumenbelastung der Lungenstrombahn sowie zu einer Dilatation von linkem Vorhof und linkem Ventrikel.
Eine Lungenembolie bezeichnet den Verschluss von Lungenarterien(-ästen) durch Einschwemmung embolischen Materials, das in den meisten Fällen aus einem Thrombus der tiefen Bein- oder Beckenvenen stammt (selten: Fett, Luft oder Fremdkörper).
Eine arterielle Hypertonie ist eine andauernde Erhöhung des Blutdrucks auf ≥ 140 mmHg systolisch und/oder ≥ 90 mmHg diastolisch bei Praxismessung oder auf ≥ 135 mmHg systolisch und/oder > 85 mmHg diastolisch bei Selbstmessung.
Bei der Aortenklappeninsuffizienz liegt ein diastolischer Blutrückfluss aus der Aorta in den linken Ventrikel aufgrund einer akut oder chronisch aufgetretenen Schlussunfähigkeit der Aortenklappe vor.
Bei der Mitralklappeninsuffizienz tritt ein unvollständiger Schluss der Mitralklappe während der Systole mit Blutrückfluss vom linken Ventrikel in den Vorhof auf.
Bei der Aortenklappenstenose liegt eine Einengung des linksventrikulären Ausflusstrakts auf Höhe der Aortenklappe vor mit systolischem Druckgradienten zwischen dem linken Ventrikel und der Aorta ascendens.
Die hypertrophe Kardiomyopathie wird definiert durch den Nachweis einer Verdickung der linksventrikulären Wand, die nicht alleine durch pathologische Füllungsdrücke des linken Ventrikels erklärt werden kann. In Abhängigkeit davon, ob eine (dynamische) Obstruktion der linksventrikulären Ausflussbahn vorliegt, werden 2 Formen unterschieden – mit Obstruktion: hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM) und ohne: hypertrophe nicht obstruktive Kardiomyopathie (HNCM oder HNOCM).
Bei der Mitralklappenstenose liegt eine Einengung der Mitralklappenöffnungsfläche vor, die die Füllung des linken Ventrikels behindert.
Als koronare Herzerkrankung wird die Manifestation der Atherosklerose an den Koronararterien bezeichnet. Blutflusslimitierende Stenosen können zu einem Missverhältnis zwischen O2-Bedarf und -Angebot in der Herzmuskulatur (Koronarinsuffizienz) führen. Die daraus resultierende Myokardischämie tritt klinisch als chronisches oder akutes Koronarsyndrom in Erscheinung.
Als Zyanose bezeichnet man eine bläuliche Verfärbung der Haut und der Schleimhäute als Korrelat einer unzureichenden Sauerstoffsättigung des Blutes (Hypoxämie).
Die ventrikuläre Tachykardie ist eine gesteigerte Herzfrequenz > 120/min mit verbreitertem QRS-Komplex (> 0,12 s), deren Ursprung im Kammermyokard liegt und nicht den normalen Weg der Erregungsleitung nimmt.
Der Begriff „akutes Koronarsyndrom“ ist ein Sammelbegriff für die instabile Angina pectoris und die beiden Formen des Myokardinfarkts: NSTEMI und STEMI. Neben dem chronische Koronarsyndrom (CCS) ist es eine der beiden klinischen Erscheinungsformen der KHK (koronare Herzerkrankung).
Atemnot ist ein subjektives Gefühl, das mit einer erschwerten Atemtätigkeit verbunden ist und vom Patienten als unangenehm oder bedrohlich wahrgenommen wird.
Bei der Vorhoftachykardie besteht eine abnorme Automatie im rechten oder linken Vorhof, die zu Herzfrequenzen > 100/min bei normaler AV-Überleitung führt.
Ein AV-Block ist eine verzögerte oder ausfallende Erregungsleitung zwischen Vorhof und Kammer. Die Störung kann auf Ebene des AV-Knotens (Supra-His-Blockierung), im His-Bündel oder in den Tawara-Schenkeln (Infra-His-Blockierung) lokalisiert sein.
Bei der intraventrikulären Blockade liegt eine verzögerte oder blockierte Erregungsleitung in den Tawara-Schenkeln des Herzens vor. Je nach betroffenem Schenkel handelt es sich um einen Rechts- bzw. Linksschenkelblock. Bei inkompletter Blockierung beträgt die QRS-Komplex-Dauer 0,10–0,11 s, bei kompletter Blockierung ≥ 0,12 s.
Pathophysiologische Definition: Herzinsuffizienz ist die Unfähigkeit des Herzens, den Organismus seinen Bedürfnissen entsprechend mit Blut (bzw. Sauerstoff) zu versorgen. Je nach Ausprägung ist der Gewebestoffwechsel bei Belastung oder bereits schon in Ruhe nicht mehr sichergestellt.
Klinische Definition: Bei der Herzinsuffizienz bestehen typische Symptome wie Atemnot, Erschöpfbarkeit, Müdigkeit und Flüssigkeitsretention aufgrund einer kardialen Funktionseinschränkung.
Die Myokarditis ist eine entzündliche Herzmuskelerkrankung, die neben den Kardiomyozyten auch das Endo-, Epi- und Perikard (Perimyokarditis) betreffen und akut, subakut oder chronisch verlaufen kann.
Die akute Perikarditis ist eine akute Entzündung des Herzbeutels, die häufig mit Exsudationen und in der Folge vermehrter Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Perikarderguss) einhergeht. Meist ist das Myokard in den Prozess miteinbezogen (= Perimyokarditis).
Bei der Aortendissektion verursacht eine Wühlblutung in der Media die Aufspaltung der Wandschichten der Aorta mit Ausbildung eines wahren und falschen Lumens. Anhand der Lokalisation werden die (deutlich häufigere) thorakale und die abdominelle Aortendissektion unterschieden. Je nach Dauer der Symptomatik handelt es sich um eine akute (maximal 2 Wochen) oder eine chronische Form.
Ein kritisch erhöhter arterieller Blutdruck (RR ≥ 180/110 mmHg) ohne Hinweis auf akute hypertensive Organschädigungen wird als hypertensive Krise bzw. Entgleisung bezeichnet (in Abgrenzung zum hypertensiven Notfall, bei dem diese klinischen Hinweise auf Organschädigungen vorliegen).
Bei einer tiefen Beinvenenthrombose handelt es sich um eine intravasale Blutgerinnselbildung im Bereich des tiefen Venensystems von Beinen und/oder Becken, die zu einem teilweisen oder kompletten Verschluss der betroffenen Venen führt.