Begriffsklärung und aktuelle Bedeutung
An diesem Thema kann gut aufgezeigt werden, mit welchen Problemen die Medizin des 20. und wohl auch 21. Jahrhunderts konfrontiert wurde und wird und vor allem, welchen Gefährdungen der humanen Position sie ausgesetzt ist.
In Auseinandersetzungen um aktuelle Probleme der Medizin (Sterbehilfe, genetische Manipulation, Forschung am Menschen usw.) wird immer wieder mit den Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus argumentiert, und zwar jeweils auf beiden Seiten. Häufig werden historische Argumente dabei plakativ als „Totschlagargumente“ benutzt. Es ist daher wichtig, die historischen Zusammenhänge zu kennen.
Unter wird im Folgenden die Medizin verstanden, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland betrieben wurde. Sie ist zunächst die Fortsetzung der „Schulmedizin“, wie sie auch in der Weimarer Republik betrieben wurde. Nationalsozialistisch wird sie erst durch die Übernahme bestimmter Ideologeme, die für die NS-Ideologie kennzeichnend waren. Schließlich änderte sich auch die sozialmedizinische Zielsetzung der Medizin im Nationalsozialismus und damit ihre ethische Ausrichtung.