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      1. Steckbrief
      2. Begriffsklärung und aktuelle Bedeutung
      3. Wurzeln der NS-Medizin
      4. Medizin im Nationalsozialismus: Heilen und Vernichten
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  • Medizinethik

Medizin und Nationalsozialismus

  •  IMPP-Relevanz
  • Lesezeit: 49 min
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Steckbrief

Es ist wichtig, die historischen Zusammenhänge zu kennen, die zur Entwickung der „NS-Medizin“ geführt haben.

Das nationalsozialistische Gedankengut entwickelte sich auf der Grundlage des „Sozialdarwinismus“, der die von Darwin formulierten Mechanismen der Selektion auf menschliche Gesellschaften übertrug. Zur Legitimierung herrschender Machtverhältnisse wurde er als politische Theorie fehlinterpretiert und führte – in allen Industriestaaten, jedoch in unterschiedlicher nationaler Ausprägung – unter anderem zur Entstehung der Eugenik und der „Rassenhygiene“.

Problematisch wurde die zunächst rein deskriptive Rassenanthropologie durch das Aufkommen von Rassenwertlehren, welche die Rassen vor allem nach ihrer Kulturfähigkeit unterschieden und bewerteten. Die angeblich unterschiedliche Kulturfähigkeit und damit Wertigkeit einzelner Rassen wurde mit den „seelischen Rasseeigenschaften“ erklärt.

Im späten 19. Jahrhundert kombinierten sich der im Christentum bereits sehr lang verankerte Antisemitismus mit der Rassenwertlehre zum Rassenantisemitismus. Die Juden wurden nun nicht mehr primär als Angehörige einer Religionsgemeinschaft gesehen, sondern als minderwertige Rasse oder gar Rassenmischung. Während zuvor noch die grundsätzliche Möglichkeit bestand, die Religionszugehörigkeit durch Konvertierung zu ändern, war ein Austritt aus der „Rasse“ nicht möglich.

Im Zuge der Gleichschaltung der Medizin zur NS-Zeit wurden die ärztlichen Selbstverwaltungsstrukturen aufgelöst und das Gesundheitswesen unter den Primat der NSDAP bzw. nach dem Führerprinzip neuorganisiert.

Am 7. April 1933 wurde im „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zum ersten Mal der sogenannte „Arierparagraf“ eingeführt, der 1935 im Zusammenhang mit den „Nürnberger Rassegesetzen“ und dem „Reichsbürgergesetz“ zum Ausschluss der Juden aus dem ärztlichen Berufsstand führte. Generell wurde eine „Arisierung der Wissenschaften“ angestrebt.

Mit dem Beginn und dem Fortschreiten des Krieges entwickelte sich die Schulmedizin immer mehr zur „Leistungsmedizin“, die die sportliche und v.a. militärische Leistungssteigerung zum Ziel hatte. Auf lange Sicht war allerdings eine Steigerung der Leistungsfähigkeit der Rasse nur auf dem Wege der Züchtung zu erreichen: durch Auslese der „Starken“, Ausmerze der „Schwachen“.

In der NS-„Erbpflege“ und NS-„Rassenpflege“ wurde angestrebt, das „arische“ Erbe zu fördern und „minderwertige“ Gesellschaftsteilnehmer auszumerzen. Die hierzu praktizierten Maßnahmen waren z.B. „Euthanasie“ („Gnadentod“), Zwangssterilisationen, Eheverbote und vieles mehr. Schließlich war der Holocaust, der Genozid an Juden, Sinti und Roma, für die Nationalsozialisten ein „Akt der Rassenpflege“.

Unter KZ-Medizin im weitesten Sinne kann die Tätigkeit von Ärzten in den Konzentrationslagern verstanden werden. Sie umfasste neben der medizinischen Betreuung der Truppen und der sanitären Überwachung des Lagers die Selektion neu angekommener Gefangener nach ihrer Arbeitsfähigkeit und die Überwachung der Tötung schwacher (häufig alter und sehr junger) Menschen. Häufig wurden an den Gefangenen auch Menschenversuche (Impfversuche, Unterdruck-/Unterkühlungsversuche) mit letztlich militärischer Zielsetzung durchgeführt.

Die Medizinverbrechen in den Konzentrationslagern waren Hauptgegenstand des „Nürnberger Ärzteprozesses“ (9. Dezember 1946 bis 19. Juli 1947). Neben der straf- und völkerrechtlichen Problematik wurde in Nürnberg eine ethische Problematik deutlich, die zur Formulierung des „Nürnberger Kodex“ führte, einer Sammlung von Richtlinien für „zulässige medizinische Versuche“, die wiederum Grundlage für die Deklaration von Helsinki des Weltärztebundes (1964) war.

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    Begriffsklärung und aktuelle Bedeutung

    An diesem Thema kann gut aufgezeigt werden, mit welchen Problemen die Medizin des 20. und wohl auch 21. Jahrhunderts konfrontiert wurde und wird und vor allem, welchen Gefährdungen der humanen Position sie ausgesetzt ist.

    Lerntipp:

    In Auseinandersetzungen um aktuelle Probleme der Medizin (Sterbehilfe, genetische Manipulation, Forschung am Menschen usw.) wird immer wieder mit den Erfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus argumentiert, und zwar jeweils auf beiden Seiten. Häufig werden historische Argumente dabei plakativ als „Totschlagargumente“ benutzt. Es ist daher wichtig, die historischen Zusammenhänge zu kennen.

    Unter wird im Folgenden die Medizin verstanden, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland betrieben wurde. Sie ist zunächst die Fortsetzung der Schulmedizin, wie sie auch in der Weimarer Republik betrieben wurde. Nationalsozialistisch wird sie erst durch die Übernahme bestimmter Ideologeme, die für die NS-Ideologie kennzeichnend waren. Schließlich änderte sich auch die sozialmedizinische Zielsetzung der Medizin im Nationalsozialismus und damit ihre ethische Ausrichtung.

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      Medizin und Nationalsozialismus

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      zuletzt bearbeitet: 08.06.2022
      Fachlicher Beirat: Prof. Dr. Hans-Georg Hofer, 03.04.2018
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