Iatrochemie, Iatrophysik, Iatrodynamik
In der Folge des durch die Renaissance verursachten Umbruchs entstanden im 17. Jahrhundert Konzepte, die zum ersten Mal die Säftelehre infrage stellten.
Auf Paracelsus (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 1493–1541) geht das iatrochemische Konzept zurück. In der paracelsischen Iatrochemie verbanden sich Alchemie, Astrologie und Iatromagie zu einem ideosynkratischen System, das ausdrücklich in Opposition zu den überlieferten humoralpathologischen Authoritäten stand.
Radikaler als die Iatrochemie, die wegen ihrer Konzentration auf die chemischen Flüssigkeiten der Säftelehre nahestand, stellte das die Humoralpathologie infrage. Danach wurden Gesundheit und Krankheit in Begriffen der materiellen Struktur und der sie bewegenden mechanischen Kräfte erklärt. Von der Iatrophysik führte der Weg über die Solidarpathologie, die Krankheit nicht mehr in Säftemischungen, sondern in Veränderung der festen Strukturen verortete, zur naturwissenschaftlichen Medizin des 19. Jahrhunderts.