Unterstützende antimikrobielle Therapie
Basierend auf dem infektiösen Charakter der Parodontitis liegt prinzipiell ein antibiotischer Therapieansatz nahe. Allerdings bildet der Biofilm bei der Parodontitis für ein Antibiotikum ein Problem:
Reduktion der Antibiotikakonzentration in der umgebenden Flüssigkeit (Neutralisation durch Bindung an hohe Zahl der Bakterien);
langsame bzw. fehlende Penetration in den Biofilm (Neutralisation und physikalische Diffusionsbarriere, Dicke);
Entwicklung von resistenten physiologischen Zuständen oder Phänotypen (Stress-Response, Persister).
Nach Antibiotikabehandlung ohne mechanische Zerstörung des Biofilms erholt sich der Biofilm innerhalb weniger Tage wieder. Das bedeutet: vor einer unterstützenden systemischen Antibiotikatherapie muss der dentogingivale Biofilm mechanisch zerstört werden: Scaling und Glätten der Wurzeloberflächen sind also erforderlich.
Bei der mechanischen Reinigung der Wurzeloberfläche sind dagegen maximal 90 % der Bakterien eliminierbar, es verbleiben Keime z. B. durch Restplaque auf Wurzeloberflächen (z. B. Kavitäten) und auch bakterielle Infiltrate im Weichgewebe. Daher kann es zur Rekolonisierung durch flotierende Bakterien, durch Restplaque, durch unbehandelte parodontale Taschen kommen, dies insbesondere bei besonderer Virulenz der Pathogene oder bei reduzierter Abwehr des Wirts.