Therapeutische Prinzipien
Chirurgische Therapie
Inzision
Eitrige Weichteilinfektionen werden in der Regel chirurgisch eröffnet und drainiert. Der alte Grundsatz „ubi pus, ibi evacua“ gilt auch heute noch. Die Inzision der bedeckenden Weichteile muss einen ausreichenden Eiterabfluss garantieren und deshalb in aller Regel breit sein und durch eine Drainage offen gehalten werden.
Grundsätzlich sollte vor der chirurgischen Therapie eine aktuelle Röntgenübersichtsaufnahme angefertigt werden, um die Ursachen der akuten Erkrankung eingrenzen zu können.
Bei Patienten mit Gerinnungsstörungen (Hämophilie, Antikoagulanzientherapie) kann ausnahmsweise eine Stichinzision oder Punktion (unter gleichzeitiger Chemotherapie) erfolgen, um starke Nachblutungen zu vermeiden. Die verhindert eine Verklebung der Wundränder und garantiert den Abfluss. Zur Drainage oberflächlicher Eiterungen genügen Gazestreifen und Gummilaschen, wobei darauf zu achten ist, die Abszesshöhle nicht zu straff auszutamponieren. Tiefer gelegene, in Logen befindliche Eiterungen werden mit einem Gummi- oder Silikonrohr offen gehalten. Um ein Abgleiten in die Abszesshöhle zu verhindern, wird das Drainagerohr durch Naht oder mit einer Sicherheitsnadel gesichert. Alternativ zur passiven Drainage kann bei stark sezernierenden oder nur sehr protrahiert abheilenden Wunden auch ein Schwamm eingebracht werden, der als Vakuumverband zum einen Sekret zuverlässig absaugt, zum anderen aber auch durch den Unterdruck positiv die Wundheilung beeinflusst (Abb. 4. 3).