Klassifikation
Das Deltavirus wurde vom Internationalen Komitee für Virustaxonomie bisher keiner bekannten Virusordnung oder -familie zugeordnet. Die oberste taxonomische Ebene ist hier die Gattung (Genus) Deltavirus mit der Spezies Hepatitis-D-Virus (HDV). Bisher sind 8 Genotypen (HDV-1 bis HDV-8) bekannt. HDV-1 kommt weltweit zu ca. 90% vor, HDV-2 häufiger in Asien, HDV-3 prädominant im Amazonasbecken, HDV-4 häufiger in Japan und China, HDV-5 in West-Afrika, HDV-6 bis -8 in Mittel-Afrika.
HDV besteht nur aus einem einzelsträngigen zirkulären (–)-RNA-Molekül, das mit 2 Proteinen assoziiert ist. Es kann nicht eigenständig eine Zelle infizieren, sondern benötigt die Hilfe der Hüllmembran des Hepatitis-B-Virus (HBV). Nur in Verbindung mit diesem kann es sich zu einem infektiösen Partikel entwickeln. Enthält eine Wirtszelle gleichzeitig beide Viren, wird die Produktion des HBV-Genoms unterdrückt und die neu gebildeten Viren enthalten das HDV-Genom in einer Hülle mit HBV-Strukturproteinen (HBsAg). Diese HBV-Proteine verleihen HDV die Fähigkeit, an Rezeptoren der Wirtszellen zu binden und die Zellen zu infizieren. HDV wird manchmal auch als Satellitenvirus von HBV bezeichnet.
Selten kann es zusätzlich zu einer HBV-Infektion zu einer Koinfektion (Super- oder Simultaninfektion) mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) kommen.