„Anfälle“ mit Sturz und Bewusstseinsstörung
Synkope
Bei einer Synkope handelt es sich um eine plötzliche, vollständig reversible Bewusstlosigkeit mit Tonusverlust der Skelettmuskulatur infolge vorübergehender zerebraler Minderperfusion. Typische Auslöser sind langes Sitzen oder Stehen bei Hitze, geringe Flüssigkeitszufuhr sowie verschiedene Medikamente. Häufig beschreiben die Patienten Prodromi (Sehstörungen, Schweißausbruch). Im Gegensatz zu epileptischen Anfällen findet sich meist nur eine kurze Bewusstlosigkeit mit rascher Reorientierung. Zungenbiss, Einnässen und auch Myoklonien („konvulsive Synkope“) sind möglich (und damit kein Beweis für einen epileptischen Anfall!).
Adams-Stokes-Anfall
Bei einem Adam-Stokes-Anfall kommt es zu plötzlichem Schwindel, Bewusstlosigkeit und evtl. Myoklonien ausgelöst durch Herzrhythmusstörungen. Häufig besteht eine kardiale Grunderkrankung (z.B. KHK, Herzinfarkt) oder Überdosierung von Digitalis oder Antiarrhythmika (Akuttherapie: Atropin
Hypoglykämischer Schock
Durch eine Hypoglykämie kann es in schweren Fällen zur Bewusstlosigkeit, Krämpfen und Koma kommen. Die Symptome resultieren aus der gegenregulatorischen Ausschüttung von Glukagon und Adrenalin
Basiläre Durchblutungsstörungen
Im Rahmen einer sog. „vertebrobasiläre Insuffizienz“ oder einer TIA
Psychogene Anfälle
So genannte Konversionsstörungen treten häufig als Folge eines traumatisierenden Ereignisses auf. Kennzeichnend ist die teilweise oder völlige Entkoppelung (Dissoziation) seelischer und körperlicher Funktionen.
Dissoziative Anfälle können Minuten bis Stunden anhalten und treten oft vor Zuschauern auf. Die Symptomatik erinnert an einen Grand-mal-Anfall, allerdings bestehen meist weder Zungenbiss noch Einnässen, die Augen sind geschlossen, die Lichtreaktion der Pupillen ist intakt. Es findet sich ein unsystematischer Anfallsverlauf mit geschlossenen Augen und Arc de cercle, das EEG ist normal und die Patienten verletzen sich nur selten durch Stürze; meist ist eine Abstützreaktion zu beobachten.
„Anfälle“ mit Sturz ohne Bewusstseinsstörung
Vestibuläre Erkrankungen
Auch vestibuläre Erkrankungen können plötzliche Attacken mit Drehschwindel, Tinnitus, Stand- und Gangunsicherheit, verbunden mit Übelkeit, Erbrechen und vegetativen Symptomen auslösen. Beispielsweise zeichnet sich die Menière-Krankheit durch eine anfallsartige Trias, bestehend aus (Dreh-)Schwindelattacken, Tinnitus und fluktuierender Schwerhörigkeit, aus.
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel äußert sich in Attacken mit akutem kurzen Dreschwindel, der durch Kopfbewegungen, Hinlegen, Umdrehen, Bücken etc. ausgelöst wird. Es kann auch zur Übelkeit, Erbrechen und Oszillopsien kommen.
Narkolepsie
Im Rahmen einer Narkolepsie kommt es typischerweise zu Schlafattacken während des Tages. Stürze ohne Bewusstseinsverlust können im Rahmen einer Kataplexie auftreten. Es handelt sich um eine recht seltene chronische neurologische Erkrankung.
Drop attack
Eine drop attack beschreibt einen paroxysmalen Sturz ohne Bewusstseinsverlust, dessen Ursache nicht bekannt ist.
„Anfälle“ ohne Sturz
Tetanie
Infolge eines akuten Hyperventilationssyndroms kann es zu einer Tetanie (Hyperventilationstetanie) kommen. Ausgelöst wird diese in Situationen psychischer Erregung. Die dadurch entstehende Hypokalzämie führt zu einer Symptomkombination aus perioralem Kribbeln und Taubheitsgefühl, Kloßgefühl im Hals, Schwindel, „Pfötchenstellung“ der Hände und „Fischmaulstellung“ des Mundes (typischerweise beidseits bei erhaltenem Bewusstsein als Abgrenzung gegenüber epileptischen Anfällen).
Ähnliche Symptome können auch bei endokrinen Erkrankungen (z.B. Hypoparathyreoidismus, Hypothyreose) vorkommen.
REM-Schlaf-Verhaltensstörung
Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung sprechen die Patienten im Schlaf und schlagen um sich. Es besteht eine Assoziation mit dem Parkinson-Syndrom.
Posthypoxische Myoklonien
Posthypoxische Myoklonien treten als Residualsymptomatik nach hypoxischem Hirnschaden auf.