Fallgeschichte
Eine 70-jährige Patientin kommt, beim Gehen gestützt von ihrer Tochter, in die Sprechstunde. Sie berichtet, ihre letzte Hoffnung auf diesen Besuch gesetzt zu haben. Ihre Leidensgeschichte habe 2 Jahre zuvor begonnen. Nachdem sie ihren Mann nach mehreren Schlaganfällen bis zu seinem Tode gepflegt habe, habe sie selbst einen Schlaganfall mit Schwindel, Sprech- und Schluckstörung erlitten. Während Letztere sich zurückgebildet hätten, sei der Schwindel geblieben. Beim Gehen habe sie seither ständig das Gefühl, der Boden werde ihr unter den Füßen weggezogen. Sie sei nur noch in ihrer Wohnung mit einem Rollator unterwegs. Die Einkäufe erledige ihre Tochter, die ihren Beruf aufgegeben habe. Man habe gesagt, Ursache des Infarkts sei eine Verengung der hinteren Hirnarterien, „da könne man gar nichts machen“. Nun habe sie aber im Fernsehen gesehen, dass man verengte Hirngefäße mit einem „Drahtgeflecht“ aufdehnen könne. Diese Behandlung erhofft die Patientin sich nun von Ihnen. Mitgebrachte Arztbriefe beschreiben eine allgemeine Atherosklerose aufgrund einer Hypertonie und Hypercholesterinämie, einen lakunären Ponsinfarkt links sowie eine Vertebralishypoplasie der rechten Seite in dopplersonografischen Untersuchungen. In der klinischen Untersuchung der Patientin finden Sie keine Paresen und keine Reflexdifferenzen. Im Hirnnervenbereich besteht eine diskrete Fazialismundastschwäche links, die Pupillo- und Okulomotorik ist unauffällig, kein erkennbarer Nystagmus. Differenzierte Gangprüfungen sind nicht durchführbar, da die Patientin im freien Stand sofort nach allen Seiten zu schwanken beginnt und sich an der danebenstehenden Tochter festklammert.