Fallgeschichte
In Ihrer Praxis berichtet eine 55-jährige Patientin folgende Beschwerden: Sie könne seit etwa 2 Jahren nicht mehr durchschlafen, sei tagsüber sehr müde und könne sich in den letzten Monaten kaum noch auf ihre Arbeit im Büro konzentrieren. Sie sei schon bei verschiedenen Hausärzten gewesen, die ihr diverse Schlaf- und Beruhigungsmittel verschrieben hätten (u. a. trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika). Nach längerer Einnahme sei es „sogar schlechter als besser“ geworden. Sie sei mittlerweile so geplagt, dass sie zu einem Psychiater gegangen sei, der ein „depressives Syndrom“ diagnostiziert und „wieder mit Pillen“ angefangen habe. Auch davon sei es eher schlechter als besser geworden. Ihr Ehemann sei mittlerweile aus dem Schlafzimmer ausgezogen, weil er selbst durch „merkwürdig ausladende Beinbewegungen“ der Patientin im Nachtschlaf gestört sei. Sie wache nachts immer häufiger auf, dann müsse sie sich die Beine, in denen sie ein Kribbeln tief in der Muskulatur verspüre, massieren. Zunächst würden sich diese Missempfindungen bessern, im weiteren Verlauf der Nacht werde sie zunehmend unruhig und müsse im Zimmer umhergehen. Es sei ihr aufgefallen, dass sich dieser Bewegungsdrang bei längerem Sitzen, v. a. gegen Abend, einstelle. Die körperliche Untersuchung ist unauffällig. Eine kurze psychiatrische Exploration ergibt mit Ausnahme der von der Patientin beschriebenen, offensichtlich reaktiven depressiven Symptomatik keinen Hinweis auf eine primär psychiatrische Erkrankung.