Fallgeschichte
Eine 70-jährige Patientin wird vom Notarzt in die neurologische Notaufnahme eingeliefert. Im Rahmen einer ambulanten Lymphdrainage sei es zu einem erstmaligen tonisch-klonischen Anfall (Initialschrei, tonische und darauffolgende klonische Phase, Zungenbiss, Urinabgang, postiktuale Umdämmerung) für die Dauer von ca. 3 Minuten gekommen. Der Ehemann berichtet, dass er seit einem Vierteljahr leichte Kurzzeitgedächtnisstörungen bei seiner Frau bemerkt habe und sie in letzter Zeit sehr nervös und irgendwie „verändert“ sei. In den letzten 2 Monaten habe seine Frau des Öfteren nachts um sich geschlagen. Die Stimmung sei am Morgen häufig gedrückt, was der Ehemann auf die „nächtlichen Alpträume“ seiner Frau zurückführt, an die sie sich jedoch nicht erinnern kann. Auch sei es innerhalb der letzten 3 Wochen immer wieder zu langsamen, manieriert wirkenden „Verkrampfungen“ im rechten Arm und im Gesicht für die Dauer von etwa 5 Sekunden gekommen, was die Eheleute demnächst ambulant abklären lassen wollten.
Sie führen ein Notfall-CCT und eine Blutentnahme durch. Das CCT zeigt sich „altersentsprechend“ mit 3–4 kleinen mikroangiopathischen Läsionen v. a. parietal rechts bei vorbestehender behandelter arterieller Hypertonie. Im Labor findet sich mit Ausnahme einer erhöhten CK von 352U/l (passend zur Verdachtsdiagnose des tonisch-klonischen Anfalls) lediglich eine geringe Leukozytose (10 600/µl) bei normalem CRP (erklärt durch den stattgehabten Anfall) sowie eine moderate Hyponatriämie von 130 mmol/l. Sie nehmen die Patientin auf und ordnen eine regelmäßige nächtliche Überwachung durch das Pflegepersonal an. Am Folgetag wollen Sie überlegen, ob Sie mit einer antiepileptischen Therapie beginnen.
Die Nachtschwester ruft Sie an das Bett der Patientin, die plötzlich dyston wirkende Bewegungen mit der rechten Hand vollführt. Zudem verkrampft sich auch die rechte Gesichtshälfte. Sie rekapitulieren daraufhin kurz die geschilderten und beobachteten Symptome.