Fallgeschichte
Sie möchten bei einer 79-jährigen Patientin eine Allgemeinanästhesie zur Entfernung einer Drahtcerclage am rechten Oberarm durchführen. Die Prämedikationsvisite Ihres Kollegen am Vortag ergab keine anamnestischen und klinischen Besonderheiten: Außer einer arteriellen Hypertonie (medikamentös eingestellt) und mehreren alten Frakturen (Polytrauma 33 Jahre zuvor, v. a. Becken- und Extremitätenfrakturen) sind bei der Patientin keine Vorerkrankungen oder Allergien bekannt. Sie entscheiden sich für eine Larynxmaske als supraglottische Beatmungshilfe zur Sicherung der Atemwege. Die Messwerte vor der Narkoseeinleitung sind unauffällig: Blutdruck 150/80 mmHg, Puls 80/min, Sinusrhythmus im EKG, Sauerstoffsättigung 97 % unter Raumluft. Sie applizieren 0,2 mg Fentanyl und 200 mg Propofol 1 %, dann platzieren Sie die Larynxmaske problemlos. 3 Minuten später bemerken Sie einen systolischen Blutdruckabfall auf 100 mmHg, den Sie als Zeichen einer relativen Hypovolämie und Vasodilatation im Rahmen der Narkoseeinleitung werten. Ihre Pflegekraft schließen eine Infusion mit Haemaccel® 3,5 % (Polygelin, kolloidales Volumenersatzmittel) an, weil sie gerade keine andere Infusionslösung griffbereit hatte. Plötzlich lässt sich über die Larynxmaske keine Luft mehr insufflieren (Beatmungsdruck > 40 mbar).