Fallgeschichte
Von den Kollegen der Allgemeinchirurgie wird Ihnen im Dienst am frühen Abend ein 14-jähriger Patient vorgestellt, bei dem unter der Verdachtsdiagnose einer akuten Appendizitis (Schmerzen im rechten Unterbauch, rezidivierendes Erbrechen, Leukozytose) möglichst bald eine Appendektomie erfolgen soll. Der Patient (1,62 m, 54 kg) ist seit dem Vormittag nüchtern. Mit ihm und den Eltern besprechen Sie in der chirurgischen Ambulanz das geplante Vorgehen. Die Frage nach Voroperationen, Vorerkrankungen, Dauermedikation oder Allergien wird verneint. Der Patient wird in den OP gebracht und für die Operation vorbereitet. Wegen des rezidivierenden Erbrechens entschließen Sie sich zu einer „Ileuseinleitung“ mit Fentanyl (0,2 mg), Propofol (140 mg) und Succinylcholin (80 mg) sowie Sevofluran als Inhalationsanästhetikum für den Narkoseerhalt. Der Ausgangsblutdruck beträgt 110/60 mmHg, die Pulsfrequenz 100/min, die Sauerstoffsättigung 98 %. Nach der Narkoseeinleitung lässt sich der Mund zunächst schwer öffnen, die Intubation gelingt dann aber problemlos (Lunge seitengleich belüftet, endtidales paCO2 42 mmHg). Wegen eines Anstiegs der Herzfrequenz (150/min, vereinzelte ventrikuläre Extrasystolen) gehen Sie von einer unzureichenden Narkosetiefe aus und verabreichen zusätzlich 0,1 mg Fentanyl ohne Effekt. Gleichzeitig bemerken Sie einen Abfall der Sauerstoffsättigung auf 92 % trotz Beatmung mit einem Gemisch von 40 % Sauerstoff und 60 % Luft. Der endtidale CO2-Partialdruck beträgt 58 mmHg bei einem Atemzugvolumen von 550 ml mit einer Beatmungsfrequenz von 14/min. Die Operation soll begonnen werden.